Sandra Bauernfeind: "Bei Homestaging werden professionelle Unternehmen engagiert, die die zum Verkauf stehende Wohnung ins beste Licht rücken. Der Trend ist von Amerika auf Europa übergeschwappt."

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Gerhard Rodler sprach mit Bauernfeind über das sogenannte Homestaging.

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STANDARD: Was genau versteht man unter Homestaging?

Bauernfeind: Bei Homestaging werden professionelle Unternehmen engagiert, die die zum Verkauf stehende Wohnung ins beste Licht rücken. Der Trend ist von Kanada und den USA auf Skandinavien übergeschwappt und beginnt jetzt, sich in Zentraleuropa auszubreiten. Ehrlich gesagt halte ich davon gar nicht viel.

STANDARD: Warum nicht?

Bauernfeind: Es gibt gute Gründe für meine Skepsis: Zwar gibt es bereits vereinzelte Unternehmen, die sich damit beschäftigen, aber in der Praxis ist davon wenig zu merken. Noch gibt es keine Erfahrung, ob sich Wohnungen dadurch tatsächlich besser verkaufen lassen oder nicht. Ich persönlich habe eher den Eindruck, dass die künstliche Inszenierung einer Wohnung in unseren Breiten eher kontraproduktiv ist. Der Geschmack der Menschen ist hierzulande sehr individuell. Die Wahrscheinlichkeit ist daher sehr groß ist, dass die Möblierung nicht den Vorstellungen des Interessenten entspricht. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich ausgeräumte Wohnungen besser vermarkten lassen als eingerichtete. Im Gegensatz zu den USA wollen die meisten Österreicher den Freiraum, die Wohnung nach eigenen Vorstellungen gestalten zu können.

STANDARD: Was schlagen Sie also vor?

Bauernfeind: Es empfiehlt sich, leichte Schäden oder abgeschlagene Mauerkanten auszubessern. Bei einem Auto fährt man vor der Besichtigung ja auch in die Waschstraße. Verkäufer sollten ihre Wohnung daher ordentlich, aber neutral herrichten. Es ist meist nur ein minimaler Aufwand, bringt jedoch einen echten Mehrwert. Wichtig ist auch, gute Fotos vom Objekt anzufertigen - idealerweise im ausgeräumten Zustand.

STANDARD: Worauf muss man sonst noch achten, wenn man die eigene Wohnung möglichst rasch und möglichst teuer verkaufen möchte?

Bauernfeind: Rasch und teuer ist nicht dasselbe. Manchmal ist es sogar der Fall, dass das eine das andere ausschließt. Unter Zeitdruck zu verkaufen ist nie gut. Der Verkäufer sollte sich das auf keinen Fall anmerken lassen, sonst erzielt er kaum den bestmöglichen Preis. Je nach Wohnung sollte man sich daher einen angemessenen Zeitraum geben.

STANDARD: Wie lange?

Bauernfeind: Das kommt auf das jeweilige Objekt an. Eine Wohnung mit Terrasse oder Gartenanteil lässt sich im Winter schwerer verkaufen als in der warmen Jahreszeit. Umgekehrt lässt sich eine dunkle Wohnung im Hochsommer bei Höchsttemperaturen besser verkaufen, weil sie dann kühl ist. Die Entscheidung für eine Wohnung ist nicht immer rational.

STANDARD: Woran erkennt man einen seriösen Makler?

Bauernfeind: Nur seriös reicht nicht aus, erfolgreich muss er sein! Daher sollte man nach den Referenzen fragen. Ein Unternehmen, das gerade einmal zehn Wohnungen im Jahr vermittelt, hat in der Regel nicht das nötige Know-how, um einen marktgerechten Preis festzulegen. Und wenn es das nicht kann, ist es sein Geld nicht wert. Wenn ein Makler etwa unrealistisch hohe Verkaufspreise akzeptiert, ganz nach dem Motto "Nachgeben kann man ja immer noch!", dann rate ich zur Vorsicht.

STANDARD: Wie groß ist der Verhandlungsspielraum erfahrungsgemäß?

Bauernfeind: Das ist abhängig vom Verkaufsdruck. Fünf Prozent sind eher schon die Obergrenze. Ich will das aber nicht als Faustformel stehen lassen. Sobald Laien involviert sind, bedarf es eines Maklers, um einen marktfähigen Preis zu ermitteln. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8./9.3.2008)