Sizilien fängt hinter den Glasscheiben in der Margaretenstraße Nummer 4 an. Da steht Nino Crupi an der Theke. Er begrüßt seine Kundschaft mit einem freundlichen "Ciao", um gleich darauf in die Vitrine zu langen. Geschickt portioniert er die Köstlichkeiten, die er daraus hervorholt. Eine Ecke Parmesan, ein Stück Ricotta, ein wenig Salami - "Ein bisschen mehr?" Alles ganz nach Wunsch.

Foto: Nicole Bojar

Zwischendurch wirft er einen Blick in die Runde seiner KundInnen, die ihm gebannt dabei zuschauen. "Sie müssen probieren", sagt Crupi und reicht ein paar Kostproben weiter. "Mmmmmmhhhhh" beginnt es zu summen. Die Gesichter hellen sich auf. Die Leute schauen verträumt auf die meerblauen Fliesen an der Wand und scheinen sich an ihren letzten Italien-Urlaub zu erinnern. "Ich nehme doch zwanzig Deka."

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Seit fünf Jahren betreibt Nino Crupi sein sizilianisches Spezialitätengeschäft im 4. Wiener Gemeindebezirk. Im Vorbeigehen fällt der Blick sofort auf die Berge von Orangen, die aus dem Schaufenster leuchten. Im Innern türmen sich Käse, Wurst und in Öl eingelegte Tomaten, Pilze und Artischocken in den Kühlvitrinen, in den Holzregalen reihen sich Gläser mit Pesti und Pasteten aneinander.

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Wenn sich bei Crupi die Regale biegen, dann heißt das: Eine Lieferung aus Sizilien war da. Von dort bezieht er nämlich fast alle seine Spezilaitäten. Der Weg ist weit, und manchmal lässt der Nachschub ein wenig auf sich warten. "So wissen meine KundInnen, dass ich nichts vom Großmarkt hole. Alles, was hier ist, wird wirklich direkt aus Italien geliefert", sagt Crupi.

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Sein Prinzip: Er verkauft nur Waren von seiner Familie und seinen Freunden – "Da weiß ich, woher es kommt und wie es gemacht wird." Anfangs waren das Zitrusfrüchte und Olivenöl, mittlerweile reicht Crupis Sortiment vom Mandelgebäck bis zum Pistaziencreme.

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Ausnahmen vom Herkunftsprinzip gibt es nur bei einer Handvoll Produkten: "Prosciutto und Parmesan müssen aus Parma kommen", sagt Crupi. Beinahe liebevoll nimmt er den Schinken aus dem Netz und säbelt konzentriert hauchdünne Scheiben ab. Wenn man sich die zarten Stücke auf der Zunge zergehen lässt, glaubt man ihm aufs Wort. Kauen ist kaum notwendig.

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Auch der origianl-parmesische Parmesan macht seinem Namen alle Ehre. Er hat mit der bereits geriebenen Packerl-Version gar nichts gemein und ist fast zu schade, um Pasta damit zu verfeinern. Aber Italien und Crupi haben nicht nur Parmesan zu bieten: Frischkäse mit Rucola, Provolone Dolce (im Bild), Ricotta... von mild bis würzig ist für jeden Geschmack etwas dabei.

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Crupi stammt aus Paterno, einer Kleinstadt in der sizilianischen Provinz Catania. Dort baut seine Familie am Fuß des Ätna seit Generationen Orangen, Mandarinen, Zitronen und Oliven an. Auf der elterlichen Plantage hat Crupi stets mitgearbeitet und die 10.000 Bäume betreut. Gespritzt wird nicht. Süße Blutorangen sind für diese Region typisch. Geerntet wird von November bis April. Im Sommer ist Pause. "Da verkaufe ich kein Obst. Jede Ware gibt es nur zu ihrer Zeit", sagt Crupi.

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Ein Glück, dass Olivenöl immer Saison hat: Goldgrün tropft es vom Fass in die Glasflaschen- Crupi füllt das Öl für jede Kundschaft extra ab. Mild schmeckt es, und unglaublich fruchtig. Ein Duft nach frisch geernteten Oliven bleibt lange in der Nase. Von Bitterstoffen keine Spur. Crupi verfeinert damit all seine Speisen: "Egal, was ich auf dem Teller habe, ob Fisch, Fleisch oder Gemüse. Bevor ich es esse, kommt noch dieses Olivenöl darüber." Bei diesem Geschmack verständlich.

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Auch die sizilianischen Bienen leisten bei Crupi einen kulinarischen Beitrag. Im Regal stehen Gläser mit hellem, cremigen "Miele di Fiori d’Arancio": Orangenblütenhonig, der angenehme Orangenblüten-Aromen verströmt. Bienenstöcke waren schon immer Teil der elterlichen Obstplantage in Paterno.

Foto: Nicole Bojar

Auf der Arbeitsfläche hinter der Kühlvitrine thront eine Espressomaschine. Der Chrom glänzt wie frisch poliert. Manchmal serviert Nino Crupi nebenbei einen Espresso. Italienisch, stark und schwarz, bei Bedarf mit Zucker. Den kann man aber auch in Form von typisch sizilianischem Backwerk zu sich nehmen: Pastel de Mandorla – Mandelgebäck, das am Gaumen zerfällt und dort einen angenehmen Marzipangeschmack hinterlässt. Die süßen Häppchen sind Handarbeit: "Bei mir gibt es eben keine Massenprodukte. Das ist auch ein Prinzip", sagt Crupi. Ein Prinzip, das schmeckt.

Foto: Nicole Bojar

Crupi Specilitá Siciliane
Margaretenstraße 4
1050 Wien
Tel: ++ 650 858 38 50

Öffnungszeiten

Mo: 14:30 Uhr - 19:00 Uhr
Di - Fr: 10:00 Uhr - 19:00 Uhr
Sa: 10:00 Uhr - 17:00 Uhr

Text und Fotos: Nicole Bojar

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