Berlin - Deutschland hat wieder einmal eine Flugaffäre. Doch diesmal gibt es nicht nur Empörung über die Kosten, sondern auch über den Ausstoß von Kohlendioxid. Denn in der Kritik steht Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD). Im August 2007 war er privat auf Mallorca, in Berlin jedoch stand eine Kabinettssitzung an. Also stieg Gabriel in einen Regierungsjet, düste nach Berlin und abends wieder zurück auf der Deutschen liebste Mittelmeerinsel. Kosten: 50.000 Euro, Kohlendioxidausstoß laut BildZeitung: 44 Tonnen.

Empört sind nicht nur der Bund der Steuerzahler, sondern auch die Grünen. "Reden und Handeln beim Klimaschutz lagen bei Herrn Gabriel schon immer meilenweit auseinander", kritisiert Bärbel Höhn, die Vizechefin der Bundestagsfraktion. Im Umweltministerium jedoch verteidigt man Gabriels Flug. Hätte er an dieser Sitzung nicht teilgenommen, wäre das Kabinett nicht beschlussfähig gewesen, weil auch andere Minister im Urlaub waren. Einen billigeren Linienflug habe der Minister aber aus zeitlichen Gründen nicht buchen können, weil er nach der Kabinettssitzung noch einen Termin absolvierte. Wie für alle Flüge der Regierung werde aber auch für diesen ein finanzieller Ausgleich an Klimaschutzprojekte überwiesen.

Im Jahr 2002 hatte es wegen einer Flugaffäre in Deutschland zwei Rücktritte gegeben: Gregor Gysi (Linkspartei) legte sein Amt als Berliner Wirtschaftssenator nieder, Cem Özdemir (Grüne) sein Bundestagsmandat. Beide hatten bei Dienstflügen erworbene Lufthansa-Bonusmeilen privat genutzt. (bau/DER STANDARD, Printausgabe, 13.3.2008)