Das Erwartete ist eingetreten: Die Demokraten beginnen sich im US-Vorwahlkampf zu zerfleischen. Und die jüngsten Angriffe des Clinton-Lagers auf den afroamerikanischen Gegner sind atemberaubend. Viele Beobachter hatten gemutmaßt, dass Sexismus gegen Hillary Clinton unterschwellig toleriert werde, Rassismus dagegen ein Tabu sei. Was Barack Obama über sich ergehen lassen muss, straft sie Lügen. Derart rassistische Töne, wie sie die Clinton-Unterstützerin Geraldine Ferraro nun anschlägt, hat es in der US-Politik schon lange nicht mehr gegeben. Obama liege nur deshalb voran, weil er ein Schwarzer sei, sagte sie. Fast können Erinnerungen an die übelsten Traditionen der Südstaaten-Demokraten aufkommen, die die Republikaner in Sachen Rassismus sogar übertroffen haben.

Ob die Schmutzkampagne verfängt, wird sich zeigen. Sieht man auf die vergangenen Wochen, dürfte es wohl so sein. Das Clinton-Camp hat die Samthandschuhe schon länger ausgezogen. Und sind die Angriffe teils auch absurd, etwas bleibt selbst an einem Teflon-Kandidaten wie Barack Obama immer hängen. Die Vorwahlresultate in Mississippi zeigen, dass insbesondere weiße Männer mit Zustimmung für Obama sehr zurückhaltend sind. Diese Klientel bedienen die Mutmaßungen über die Hautfarbe des Kandidaten nun. Ein weiteres dankbares Publikum sind die hispanischen Wählerschichten, die Clinton stark unterstützen. Sie stehen mit den Afroamerikaner im Wettbewerb um die Sozialleistungen der Behörden.

Ob Obama, der als transethnischer Kandidat auftritt, eine entsprechende Gegenbewegung mobilisieren kann, ist fraglich. Zu stark wirken Rassismus und Segregation noch im tägliche Leben der US-Gesellschaft nach. Das tragische Ergebnis könnte sein, dass die erste chancenreiche weibliche Präsidentschaftsbewerberin den ersten chancenreichen schwarzen Bewerber mit einer rassistischen Kampagne aus dem Rennen wirft. (Christoph Prantner/DER STANDARD, Printausgabe, 13.3.2008)