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Und dann die Kultur!

Foto: APA/EPA/Stephen Shaver
Das Gute zuerst: Kulturrevolution revisited. Bis dato kündeten allein Ming-Vasen, seitlich geschlitzte Damenfutterale, Quallenkompott alias "eingelegte Lychees", Pearl S. Buck, Mao und Konfuzius von der Grandeur des Mittenreichs - heute kann die gesamte Welt an der gelben Gefahr genesen. Medizinmannmedizin, Wirtschaftsmachtgewedel und dazu tägliche Propaganda für das in die Jahrhunderte gekommene Geldspektakel Olympia lassen die eingesickerten Tonnagen an Giftteilchen, Suzy-Wong-Saucen und Turbotextillumpen vergessen.

Werbefotos von Vogelnest- und Glaswürfelstadion, von Gastro-Kombinaten des Design-Stefan-Raab Herrn Starck oder der langhaarigen Langweilerin und "Stilikone" JinR überstrahlen Hiobsbotschaften von täglich 1200 neuen pekinesischen Autos und 55.000 Taxifahrern ohne Englischkenntnisse. Und dann die Kultur! Die zahnprächtige Miss World, Zhang Zi Lin, die allermodernste Malereimoderne und die Millionen Li an "poetischen" Buntfilmen mit fliegenden Schwertkämpfern in Sackhosen oder reisreichen Familienzwisten zur Gu Zheng.

Dass launige r/l-Kalauer längst nicht mehr goutiert werden und man sich auch bei der Benennung der 1,33 Milliarden Chinesen nicht mehr auf Farbgebung oder Augenschnitt beziehen darf - geschenkt! Wenn es nur dazu beiträgt, unsere erstweltlichen Eigenbrötlereien und Individualismen zu abolieren. Nischen hier, "personalized" da - in Europa wollen alle dauernd anderer als die andern sein. Gut, dass da endlich wieder gleichgeschaltet wird. Wir verweichlichten "Waiguoren" blicken, jetzt, wo die U. S. von Amerika als nivellierende Masse und Macht ausgedient haben, hoffnungsfroh über die lange Mauer im Osten.

Das Beste an der neuen Wiedervereinheitlichung: Sollte es im Guten nicht gehen (also via Turnschuhe, Kugelknoblauch und Plastikspielzeug) - Lächelland stockt seine Militärausgaben heuer auf 59 Billionen Dollar auf! (Una Wiener/Der Standard/rondo/14/03/2008)