Der Atlas erschließt die Todesursachen ganz unmysteriös mit Daten und Fakten

Foto: Buchcover Todesursachenatlas
Seit dreißig Jahren sammelt die Statistik Austria Daten zur Mortalitätsrate in Österreich. Alle zehn Jahre veröffentlicht sie im Anschluss an eine Volkszählung die Ergebnisse. Die dritte Ausgabe des "Österreichischen Todesursachen Atlas" vereint die Daten von 1998 bis 2004 und ist kürzlich erschienen. Die Studie dokumentiert regionale und geschlechtspezifische Unterschiede, sowie zeitliche Entwicklungen der Sterblichkeit in Österreich, die EU-weit verglichen werden.

Zwischen Tulln und Kitzbühel

Die gesammelten Daten können zwar nicht mit spezifischen Ursachen der Sterblichkeitsraten aufwarten, sollen aber als Grundlage der Ursachenforschung dienen, Problemgebiete aufzeigen und einen Anstoß für österreichweite gesundheitlich Maßnahmen bieten. Besonders hoch ist die Sterblichkeitsrate in Oberwart und Tulln, dort liegt sie 14 Prozent über dem österreichischen Durchschnitt. Im Gegensatz dazu stehen Lienz und Kitzbühel, die mit 16 Prozent unter dem Durchschnitt zu den "gesündesten" Regionen zählen.

Bekanntes Ost-West Gefälle

Das so genannte Ost-West Gefälle ist laut Christian Vutuc, Vorstand der Abteilung für Epidemiologie an der medizinischen Universität Wien, allerdings nichts Neues, sondern wurde schon in den 1980ern dokumentiert. Die Sterblichkeitsunterschiede zwischen Ost- und Westösterreich haben sich jedoch in den letzten zwanzig Jahren verringert.

Die meisten Verkehrsunfälle in Scheibbs

Unter den vielen Zahlen und Statistiken findet sich auch Bemerkenswertes: Die Transportmittelunfälle als Todesursache sind in den letzten zwanzig Jahren um die Hälfte zurückgegangen. Regionale Unterschiede sind hierbei allerdings gestiegen: ländliche Gebiete sind bei weitem mehr betroffen als Städte. Allen voran liegt Scheibbs, dort ist der Anteil an tödlichen Verkehrsunfällen doppelt so hoch wie im österreichischen Durchschnitt.

Geschlechtsspezifische Unterschiede sind hier besonders interessant, der Anteil der Männer die bei Verkehrsunfällen ums Leben kommen ist dreimal so hoch wie der der Frauen.

Krebserkrankungen als Haupttodesursache

Ein Viertel aller Todesfälle ist auf Krebserkrankungen zurück zu führen. Auch hier macht sich ein Ost- West Gefälle bemerkbar - die Bezirke Jennersdorf, Mistelbach und Bruck an der Leitha weisen die höchsten Sterbeziffern auf. Dank Entwicklungen in der Früherkennung und Therapie hat die Krebssterberate in den letzten zwanzig Jahren bei den Männer um 18 Prozent und bei den Frauen um 19 Prozent abgenommen.

Lungenkrebs bei Frauen stark zugenommen

Eine Ausnahme ist Lungenkrebs. Bei Männers gilt dieser Tumor als Krebshaupttodesursache. Die Fälle sind in den letzten dreißig Jahren allerdings zurück gegangen.Bei Frauen hat die Lungenkrebs-Sterblichkeit hingegen um 47 Prozent zugenommen.

Weit weniger Magenkrebs

Für Verwunderung sorgen die Daten rund um den Magenkrebs. "Obwohl keine bemerkenswerten medizinischen Entwicklungen stattgefunden haben", erklärt der Mediziner Christian Vutuc nehme die Krankheit trotzdem drastisch ab. Gründe dafür könnten in einer besseren Ernährung liegen.

Gute Prognose

Insgesamt ist die Bilanz des "Österreichischen Todesursachen Atlanten" eine gute - die Sterblichkeitsrate hat sich halbiert, die Lebenserwartung ist gestiegen. Sogar die Suizidrate ist in den letzten Jahren in Österreich um 34 Prozent gesunken. Infektionskrankheiten sind drastisch zurückgegangen, Krankheiten die oft altersbedingt eintreten, darunter Herz- Kreislauf- und Krebserkrankungen zählen naturgemäß zu den häufigsten Todesursachen.

Regionale Besonderheit Leberzirrhose

Die Statistiker konnten auch regionale Besonderheiten herausgefiltern: So sind die meisten Fälle von tödlicher Leberzirrhose in den Weinbaugebieten Niederösterreichs und der Steiermark zu registrieren. Die Todesrate ist aber auch hier um 34 Prozent zurückgegangen. Dreimal häufiger fallen Männer als Frauen der Folgeerkrankung des Alkoholmissbrauchs zum Opfer. (Madeleine Geibel, 13.03.2008, derStandard.at)