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Matthias Lanzinger mit Freundin Eva Grünwald und Dr. Erwin Resch. "Der Spitzensport schleift einen, macht einen auch härter. Das kommt mir jetzt extrem entgegen." Auch das hat Lanzinger im LKH Salzburg gesagt.

Foto: AP/ Joensson

Salzburg - "Es freut mich, dass sich so viele Leute dafür interessieren, was mir zugestoßen ist." Elf Tage nach dem verhängnisvollen Sturz im Super-G von Kvitfjell, nur neun Tage, nachdem man ihm in der Universitäts-Klinik von Oslo den linken Unterschenkel amputiert hatte, mutete sich Matthias Lanzinger gestern, Donnerstag, im Salzburger Landeskrankenhaus eine 30-minütige Pressekonferenz zu.

Der Abtenauer saß im Rollstuhl, wurde von seiner Lebensgefährtin Eva Grünwald in den Saal geschoben, wo ein Dutzend Kamerateams und ungefähr 50 Journalisten seiner geharrt hatten. Herbert Resch, Leiter der Unfallchirurgie im LKH und seit Lanzingers Überstellung vor einer Woche für die Betreuung verantwortlich, bestätigte den Eindruck, den der 27-Jährige hinterließ: "Vor einer Woche war sein Zustand noch durchaus besorgniserregend. Inzwischen hat sich Matthias physisch fast vollständig erholt. Der Amputationsstumpf ist in Abheilung begriffen, mit der Physiotherapie wurde begonnen, er ist sogar schon auf Krücken unterwegs. Das ist ein bemerkenswerter Fortschritt."

Lanzinger selbst wollte sich zunächst beim ÖSV und da besonders bei Herren-Cheftrainer Toni Giger dafür bedanken, "dass alles Menschenmögliche unternommen wurde, dass mein Bein gerettet wird". Dass die Amputation unumgänglich wurde, sei jedenfalls nicht Schuld irgendjemandes: "Es hat ganz einfach sollen sein. Regie wurde anderswo geführt. Das erleichtert mir alles sehr. Ich muss einfach froh sein, dass ich genauso dasitzen darf. Ich habe mein Schicksal angenommen, werde es in die Hände nehmen und mit meiner Freundin Eva bewältigen."

Schuldzuweisungen interessieren Lanzinger nicht. "Der Skirennsport ist ein gefährlicher Sport. Ich wusste um die Risiken. Daran, dass es so gravierend ausgehen könnte, habe ich aber nicht gedacht. Mit der Sicherheitsfrage will ich nicht hadern, will mich damit auch jetzt nicht beschäftigen. Dafür gibt es geeignetere Personen. Mir hilft es nicht mehr."

Geholfen habe Lanzinger hingegen die Anteilnahme seiner Familie, des ÖSV, seiner Teamkollegen und der Öffentlichkeit, sagte Primarius Manfred Stelzig, der sich während Lanzingers Aufenthalt in Salzburg um die Psyche des Patienten kümmert. "Diese starke Anteilnahme kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden." Lanzinger habe ihm die Arbeit leicht gemacht. "Er wollte immer alles wissen. Und er hat auch seinen Besuchern die Situation erleichtert. Mit einem Lächeln."

Lanzinger wird in etwa einer Woche die Rehabilitation in Bad Häring beginnen. Die Anpassung einer Prothese wird bereits vorbereitet. Von der Mobilkom und seinem Kopfsponsor Gaulhofer kamen Jobangebote. "Ich freue mich auf die Herausforderungen. Der Spitzensport schleift einen, macht einen auch härter. Das kommt mir jetzt extrem entgegen." (Sigi Lützow, DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 14. März 2008)