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Bode Miller wiederholte seinen Triumph aus dem Jahr 2005.

Foto: AP/ Trovati
Bormio - Mit neuem Skimaterial und als sein eigener Chef hat Bode Miller seinen Erfolg von 2005 wiederholt und sich zum zweiten Mal zum Gesamtweltcup-Sieger im Alpinen Skilauf gekrönt. Nach medaillenlosen Olympischen Spielen in Turin 2006 und Weltmeisterschaften in Aare 2007 übernahm der 30-jährige US-Amerikaner wieder die Leaderrolle. Darin fühlt er sich wohl, denn seine Erfolge, so betont der freiheitsliebende Rennläufer immer wieder, wären ohne die Loslösung vom US-Verband nicht möglich gewesen.

31 Weltcupsiege

Samuel Bode Miller, neben Phil Mahre der einzige US-Amerikaner, der den Gesamtweltcup gewonnen hat, avancierte mit nun insgesamt 31 Weltcupsiegen zum sechsterfolgreichsten Läufer der Geschichte hinter Ingemar Stenmark (SWE/86), Hermann Maier (AUT/53), Alberto Tomba (ITA/50), Marc Girardelli (LUX/46) und Pirmin Zurbriggen (SUI/40). Der Mann aus Franconia im US-Bundesstaat New Hampshire, ein Sohn von Hippies, hat wie die Top-Allrounder Kjetil-Andre Aamodt (NOR), Zurbriggen, Girardelli und Günther Mader (AUT) Siege in allen fünf Disziplinen geschafft.

Blockhaus in New Hampshire

Woody und Jo Miller haben Bode und drei weitere Kinder in einem Blockhaus in New Hampshire aufgezogen, ohne Strom, ohne fließendes Wasser, ohne Heizung, mit dem Auto nicht erreichbar. Als Zweijähriger wurde Bode erstmals auf Skier gestellt, ging in seiner Kindheit und Jugend aber auch Snowboarden, spielte Tennis, Fußball und Eishockey. Mit 14 Jahren wurde er von den Eltern ins Internat "Carrabasset Valley Ski Academy" in Maine am Fuße des Sugarloaf Mountain geschickt - und die Entscheidung für die zwei Brettln war gefallen.

Genügend Vorsprung

Bode kämpfte sich durch die US-Nachwuchskader und schließlich ins Weltcupteam. Am 9. Dezember 2001 gewann Miller in Val d'Isere einen Riesentorlauf und damit sein erstes Weltcuprennen. Seit Donnerstagabend steht nun der zweite Gesamtsieg fest, da sein einziger verbliebener Kontrahent, der Schweizer Didier Cuche, bekannt gab, auf den Slalom zu verzichten. Miller hat vor den abschließenden zwei Rennen 191 Punkte Vorsprung, kann damit nicht mehr eingeholt werden und früher mit den Feierlichkeiten beginnen, die bereits ebenso legendär sind wie sein Banden-Teufelsritt auf der Kitzbüheler Streif heuer.

"Team America"

Der vierfache Weltmeister hat sich im vergangenen Frühjahr vom US-Skiverband abgenabelt. Trotz Anlaufschwierigkeiten und einer Familientragödie - ein Miller-Cousin erschoss einen Polizisten und wurde danach selbst getötet -, schaffte er es, um Coach John McBride und Onkel Michael ein privat finanziertes Team aufzubauen. Seitdem reist er als "Privatier" mit seinem "Team America" im Wohnmobil durch die Weltcupgeschichte. Nominiert und für die Rennen ausgestattet wird er aber vom US-Verband, die Ski-Firma Head lieferte das Siegermaterial.

Miller ist ein genialer Skifahrer, er kann aber auch ein unbequemer Typ sein, legt er sich doch gerne mit Weltcup-Veranstaltern und dem Ski-Weltverband an - oder wer ihm sonst so in die Quere kommt. Was seinen Charakter betrifft, scheiden sich die Geister. Antworten auf Fragen nach der sportlichen Zukunft bleibt er ebenso schuldig wie jene nach dem Privatleben.

Netzwerk

Am Saisonbeginn hat der US-Amerikaner seine neue Website präsentiert, die zur weltweit größten Plattform für Skifans werden soll. Das Internet-Portal skispace.com ist ein soziales Netzwerk aller am Skifahren interessierten Menschen. "Wir wollen das, was die Menschen auf dieser Welt zum Thema Skifahren in ihren Köpfen haben, in einem Raum zusammenbringen", sagte Miller. Der Skisport ist für Miller eine Herzensangelegenheit. Möglicherweise ist dies auch das einzige, das man über ihn jemals wirklich erfahren wird. (APA)