Neu Delhi - Nach Massenfestnahmen von Tibetern in China, Indien und Nepal hat die Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch (HRW) die sofortige Freilassung aller Festgenommenen gefordert. Statt friedliche Demonstranten festzunehmen, sollten die Regierungen gemeinsam mit ihnen nach einer Lösung der Probleme suchen, erklärte die Organisation mit Sitz in New York am Freitag. In China, Indien und Nepal haben in den vergangenen Tagen zahlreiche Tibeter gegen die chinesische Herrschaft und gegen die bevorstehenden Olympischen Spiele in Peking protestiert. Am Freitag kam es bei Protesten in Tibet selbst zu Ausschreitungen in der Hauptstadt Lhasa.

Friedliche Demonstrationen sollten erlaubt und nicht gewaltsam aufgelöst werden, so HRW: "Wir sind in der tibetischen Hauptstadt Zeugen der sichtbarsten Welle friedlichen Protestes gegen die chinesische Herrschaft seit zwei Jahrzehnten", sagte Sophie Richardson von Human Rights Watch noch vor den Unruhen. "Was unüblich ist, ist das scharfe Vorgehen gegen ähnliche Proteste in den Demokratien Indien und Nepal." Möglicherweise übe China Druck auf diese Nachbarländer aus, "Tibeter zum Schweigen zu bringen".

Zwei Wochen "Gewahrsam"

Die Organisatoren eines von der Polizei in Nordindien gestoppten Protestmarsches von Exil-Tibetern teilten am Freitag mit, die rund 100 Teilnehmer seien zu zwei Wochen Gewahrsam verurteilt worden. Sie hätten sich geweigert, eine Vereinbarung zu unterzeichnen, wonach sie sich in den kommenden sechs Monaten nicht an Protesten beteiligen würden. Ziel des Protestmarsches nach Tibet sei gewesen, "die tibetische Freiheitsbewegung wieder zu beleben und die chinesische Besatzung Tibets zu bekämpfen".

Der Tibetische Jugend-Kongress hatte zu Beginn des Marsches am Montag im nordindischen Dharamsala kritisiert, die chinesische Regierung nutze die Olympischen Spiele heuer in Peking als Plattform, um die Besetzung Tibets zu legitimieren. Rund 130.000 Tibeter leben im Exil, hauptsächlich in den chinesischen Nachbarländern Indien, Nepal und Bhutan. (APA/dpa)