Paris/London - Die Proteste von Tibetern gegen die chinesische Herrschaft sowie die Menschenrechtspolitik Pekings vor den Olympischen Spielen ist am Freitag Thema europäischer Zeitungen. Im Folgenden Wortlautauszüge:

"Liberation":

"Das brutale Vorgehen der Polizei gegen die tibetischen Mönche, die mutig China herausfordern, zeigt die Haltung der chinesischen Führung vor den Olympischen Spielen in Peking. Die Gewalt, mit der die chinesische Ordnung in (der tibetischen Hauptstadt) Lhasa wiederhergestellt worden ist, ist ein Zeichen der Sorge Pekings, dass eine Revolte der Tibeter das große olympische Fest stören könnte.

Gewiss kann man die feudale Ordnung und die Rückständigkeit Tibets kritisieren, so wie es die chinesische Kommunistische Partei tut. Doch es bleibt eine Tatsache, dass (das geistige Oberhaupt der Tibeter) der Dalai Lama seit Menschengedenken einen beispielhaften gewaltlosen Kampf führt und bereit ist, statt der Unabhängigkeit eine Autonomie seines Landes zu akzeptieren.

Die Sprache der Tibeter wurde 'abgeschafft'. Die buddhistischen Klöster wurden zerstört, ihre Mönche wurden verhaftet. Ihr Territorium wurde von Millionen von Chinesen besiedelt, so dass die Tibeter im eigenen Land zu einer Minderheit wurden. Und der spirituelle Erbe des Dalai Lama wurde zum jüngsten politischen Gefangenen der Welt gemacht."

"The Daily Telegraph":

"Regierungen, darunter auch die britische, schrecken davor zurück, China wegen dessen furchtbarer Menschenrechtsbilanz unter Druck zu setzen - egal, ob es um die exzessive Anwendung der Todesstrafe geht oder um Zwangsarbeitslager, Folter, die Belästigung von Anwälten, Journalisten und Gewerkschaftern oder um Zensur im Internet und die Verfolgung von Anhängern des Falun-Gong-Kults.

Die Olympischen Spiele gleichen dieses Versagen des Westens in gewisser Weise aus, indem sie die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Unterstützung der Kommunistischen Partei Chinas für Unterdrückungsregime sowie auf die Mängel in China selbst lenken. Peking argumentiert, dass Sport nichts mit Politik zu tun habe. Diese Ansicht wird unglücklicherweise von George W. Bush unterstützt. Dabei ist doch jedem, der auch nur Grundkenntnisse der Geschichte hat, klar, dass Diktaturen - von Hitlers Reich bis zum kommunistischen Ostdeutschland - den Sport benutzt haben, um ihr Ansehen zu verbessern." (APA/dpa)