Elisabetta Foradori übernahm das Weingut ihres Vaters vor 25 Jahren.

Foto: Foradori

"Trentino ist etwas stur und durch die Berge beengt."

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Wer außerhalb vom Trentino Teroldego sagen kann, sagt meist auch Elisabetta Foradori. Bereits Mitte der 80-er hat stieg sie als knapp 20-jährige ins Weingut ein, um sich der Sorte Teroldego anzunehmen, die damals als lokale Größe vor allem ruppige Weine mit enden wollendem Charme brachte. Für Foradori, die insgesamt 23 Hektar Rebflächen bewirtschaftet, symbolisiert Teroldego die Region Trentino in besonderem Maße: "Trentino ist etwas stur und durch die Berge beengt." Rebsorte wie Region sind nicht sehr bekannt und stünden zwischen zwei Kulturen. "Und Teroldego ist ein Schatz, dessen Potenzial noch nicht 100prozentig anerkannt ist", meinte Foradori kürzlich anlässlich einer Präsentation in Wien.

Foradoris Begeisterung für die Rebsorte ist mitreißend und auch berechtigt. Die Rebsorte ist zwar bis ins 15. Jahrhundert im Trentino zurückzuverfolgen und hatte in der Geschichte auch einen durchaus guten Ruf. Weine aus Teroldego wurden im Laufe ihrer Existenz sehr gerne nach Norden verkauft, speziell zu Zeiten, als Trentino noch Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie war. Die Region Campo Rotaliano erlebte damals eine Blütezeit, die sich durch prächtige Kellerbauten manifestiert, die nicht nur Wein-, sondern auch Architekturfans einiges zu bieten haben.

Elisabetta Foradori, die übrigens seit vier Jahren zertifiziert bio-dynamisch arbeitet, übernahm das Weingut ihres Vaters vor 25 Jahren und erkannte in den alten Weingärten und dem Klonmaterials, einiges Potenzial, da die Weingärten vor den 60er 70-er Jahren gepflanzt wurden, in denen vor allem auf Masse geklont wurde. Mitte der 80-er zur Hochblüte der internationalen Rebsorten gab es nur wenig Verständnis für eine regionale Sorte wie Teroldego. Das änderte sich gegen Ende der 90-er Jahre, als man nach den Jahren der "internationalen" Erfahrungen erkannte, dass regionale Sorten einfach besser an klimatische und bodentechnische Gegebenheiten angepasst sind und daher bei „moderner“ Behandlung (z.B. Ertragsreduktion) oft die besseren Ergebnisse bringen. Heute verfügt Foradori über eine ampelographische Kollektion für Qualitätsklone der Rebsorte, die auch anderen zugänglich ist.

Die Rebsorte schmeckt nach Zwetschken, Veilchen und Maulbeeren, mit deutlichem Tanningerüst und frischer Säure. "Sie ist eine Botschaft für Leute, die weinmäßig vielleicht intellektueller unterwegs sind", beschreibt es Foradori, die zwei Weine auf Teroldego-Basis produziert: "Foradori", derzeit aus dem Jahrgang 2005 am Markt, und "Granato", von dem derzeit 2004 aktuell ist. Foradoris 23 Hektar Weingärten verteilen sich auf 20 Parzellen. Die Trauben für den Granato sind die jeweils fünf besten Lagen eines Jahrgangs. Ausgebaut wird in kleinen Fässern, 2004 wanderten 20 Prozent in neues Holz, während "Foradori" (der Wein nicht die Winzerin) ausschließlich in gebrauchtem Barrique und großen Holzfässern vinifiziert wird.

"Forardori" 2005 ist höchst elegant, erinnert in der Aromatik an Veilchen, Zwetschken und Lakritze und ist mit gerade einmal als Stütze wahrnehmbarem Tannin und frischer, säuerlicher Fruchtigkeit ein äußerst trinkfreudiger, charaktervoller Wein. Dem Granato 2004 darf man ohne weiteres noch einige Jahre der Reife zugestehen, er ist sozusagen die konzentriertere, dichtere Variante und glänzt ebenfalls mit einer ausnehmend schönen Aromatik nach Zwetschken und Lakritze. Granato gibt es in den Jahrgängen, in denen es die Traubenqualität zulässt, 2005 zum Beispiel nicht.

Elisabetta Foradori ist seit kurzem auch in der Maremma zugange. Zuerst war die Idee, die Vorstellung von einem idealen Wein, die Foradori gemeinsam mit Freunden auf einer Berghütte gesponnen hat, ohne sich auf eine Region festzulegen. Sehr seidig und strukturiert sollte er sein und einen mediterranen Charakter mit kargen, steinigen Böden und der Vegetation transportieren. "Ich mache alpinen und mediterranen Wein", erklärt Foradori ihre Vorstellungen.

2002 wurden die drei in der Maremma in der Nähe der Orte Roccatederighi und Roccastrada fündig. In der Nähe dieser beiden Dörfer auf 600 Meter Höhe rund 30 Kilometer vom Meer entfernt, kauften sie ein Anwesen mit insgesamt 50 Hektar zum Meer abfallenden Weingärten mit sehr variantenreicher Vegetation, darunter Korkeichen und Olivenbäume, und je nach Höhenlage unterschiedlichsten Mikroklimaten, die viele "Spielmöglichkeiten" bieten (Exponierung, Temperaturwechsel, Höhenlagen). Gepflanzt wurde unter anderem ein Mix aus autochthonen und internationalen Sorten: Cabernet, Franc, Sangiovese als Hauptsorten, dazu Grenache, Carignano, Mouvèdre, Alicante und Marsellane, die in den wärmeren Teilen der Weingärten stehen.

Im Kepos 2006 sind die Trauben aus den nieder gelegenen Weingärten, die einen zugänglicheren, fruchtigeren Weincharakter ergeben sollen.. Im Ampelaia 2004, der sich derzeit noch ruppig-pubertär gibt und einem sozusagen mit Tannin ins Gesicht fährt, aber da bei gleichzeitig mit warmer Fruchtigkeit, die nicht gekocht oder marmeladig wirkt, und feinen Aromen nach dunklen Beeren und Weichseln (säuerlich) einiges an Entwicklungspotenzial verspricht.

Aus dem alten Keller, in dem derzeit noch gearbeitet wird, zieht man bald aus. Walter Angonese, jener Architekt, der auch Manincor in Kaltern gebaut hat, wurde engagiert, um ein neues Weingut zu planen. (Luzia Schrampf)