Personalpolitik muss sich ändern
Damit Väterkarenz selbstverständlicher werde, bedarf es einer Veränderung in der Personalpolitik der Unternehmen, ergänzt Manuela Vollmann, Geschäftsführerin des abz*austria. "Denn von familienorientierter Personalpolitik fühlen sich nach wie vor hauptsächlich Mütter angesprochen", meint Vollmann und ergänzt, dass die meisten Unternehmen nicht wissen, was es ihnen bringt, wenn auch Väter Karenzzeit in Anspruch nehmen. Dem kann Tina Reisenbichler, Mitglied der Geschäftsleitung von T-Systems, nur zustimmen. "Kinder wurden bei uns verstärkt auch von Vätern zum Thema gemacht", so Reisenbichler. Vonseiten der Unternehmen müssen dafür die Möglichkeiten für eine Karenz oder Elternteilzeit geboten werden, unabhängig ob für Mutter oder Vater. Denn "die Wirtschaft muss erkennen, dass man gewisse Dinge wie soziale Kompetenz auch durch die Kindererziehung lernen kann", hält Reisenbichler fest.
Traditionelle Rollenbilder
Dieses Bewusstmachen funktioniere aber nur von oben nach unten. In Unternehmen müsse es möglich sein, auch über Erziehungsfragen zu reden, erklärt Reisenbichler und fügt ergänzend hinzu, dass auch Mitarbeiter, die kein Privatleben haben, nicht zu den Einfachsten gehören. Einen Grund für die niedrige Zahl karenzierter Väter sieht Reinhard Sieder, Sozialhistoriker an der Universität Wien, auch darin, dass bei jungen Vätern wieder traditionelle Rollenbilder wirksam werden. "Die Mutter und das Kind sind schutzbedürftig, den Schutz gibt ihnen der Vater als tüchtiger Ernährer und engagiert sich deshalb beruflich noch mehr mit all den dazu gehörenden Konsequenzen", erklärt Sieder. Der vieldiskutierte "Papamonat" sei für ihn nur die gefundene Stecknadel im Heu.
"Es ist ein richtiger Schritt, aber für eine aktive Vaterschaft muss man schon mehr tun", so Sieder. Er sieht aber gleichzeitig eine generelle Veränderung in der Rolle des Vaters. "Bis zu den 70er-Jahren war der Vater der Assistent der Mutter und für Hilfsdienste zuständig, mittlerweile ist er ein gleichwertiger Partner."
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