Wollen etwas bewegen: (von links) Reinhard Sieder (Sozialhistoriker), Manuela Vollmann (abz-Geschäftsführerin), Moderatorin Karin Bauer, Tina Reisenbichler (T-Systems Geschäftsleitung), Alexander Hahnefeld (HR-Chef Microsoft) und Robert Treichler (Profil).

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"Wir sind schon stolz, dass wir unter unseren 250 fixen Mitarbeitern zwei karenzierte Väter haben", sagt Alexander Hahnefeld, Leiter der Human Resources bei Microsoft Österreich. Diese Vorbildwirkung sei für Unternehmen wichtig, denn es gehe auch darum, den Fokus weg von reiner Erfolgsorientierung hin zu Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu legen und damit die Unternehmenskultur zu verbessern, so Hahnefeld. Die Teilnehmer des Podiums waren sich einig, dass die wenigen karenzierten Väter derzeit vor allem eins sind, nämlich Rolemodels für andere.

Personalpolitik muss sich ändern

Damit Väterkarenz selbstverständlicher werde, bedarf es einer Veränderung in der Personalpolitik der Unternehmen, ergänzt Manuela Vollmann, Geschäftsführerin des abz*austria. "Denn von familienorientierter Personalpolitik fühlen sich nach wie vor hauptsächlich Mütter angesprochen", meint Vollmann und ergänzt, dass die meisten Unternehmen nicht wissen, was es ihnen bringt, wenn auch Väter Karenzzeit in Anspruch nehmen. Dem kann Tina Reisenbichler, Mitglied der Geschäftsleitung von T-Systems, nur zustimmen. "Kinder wurden bei uns verstärkt auch von Vätern zum Thema gemacht", so Reisenbichler. Vonseiten der Unternehmen müssen dafür die Möglichkeiten für eine Karenz oder Elternteilzeit geboten werden, unabhängig ob für Mutter oder Vater. Denn "die Wirtschaft muss erkennen, dass man gewisse Dinge wie soziale Kompetenz auch durch die Kindererziehung lernen kann", hält Reisenbichler fest.

Traditionelle Rollenbilder

Dieses Bewusstmachen funktioniere aber nur von oben nach unten. In Unternehmen müsse es möglich sein, auch über Erziehungsfragen zu reden, erklärt Reisenbichler und fügt ergänzend hinzu, dass auch Mitarbeiter, die kein Privatleben haben, nicht zu den Einfachsten gehören. Einen Grund für die niedrige Zahl karenzierter Väter sieht Reinhard Sieder, Sozialhistoriker an der Universität Wien, auch darin, dass bei jungen Vätern wieder traditionelle Rollenbilder wirksam werden. "Die Mutter und das Kind sind schutzbedürftig, den Schutz gibt ihnen der Vater als tüchtiger Ernährer und engagiert sich deshalb beruflich noch mehr mit all den dazu gehörenden Konsequenzen", erklärt Sieder. Der vieldiskutierte "Papamonat" sei für ihn nur die gefundene Stecknadel im Heu.

"Es ist ein richtiger Schritt, aber für eine aktive Vaterschaft muss man schon mehr tun", so Sieder. Er sieht aber gleichzeitig eine generelle Veränderung in der Rolle des Vaters. "Bis zu den 70er-Jahren war der Vater der Assistent der Mutter und für Hilfsdienste zuständig, mittlerweile ist er ein gleichwertiger Partner."

"'Frau am Herd' ist ein Schreckgespenst"

Robert Treichler, ehemaliger Karenzvater und Journalist, zählt sich daher auch zu einer privilegierten Gruppe. "In Karenz zu gehen war einfach, sowohl aus ökonomischer Sicht als auch von Unternehmensseite." Er sieht die mangelnde Bereitschaft für Väterkarenz vor allem im schlechten Image. "Jahrelang wurde gesagt, dass zu Hause zu bleiben das geistige und soziale Ende bedeutet, 'Frau am Herd' ist ein Schreckgespenst, und jetzt sollen es die Männer machen?" Das könne nicht funktionieren. Er selbst habe viel von dieser Zeit profitiert. Von einem 'Papamonat' hält Treichler wenig, denn ein paar Wochen Urlaub könne sich wohl jeder Vater nach der Geburt nehmen. (Gudrun Ostermann, DER STANDARD, Printausgabe, 15./16.3.2008)