Bereits im Herbst hatte Gewerkschaftschef Steve Sinnott Schulminister Ed Balls geschrieben: Eine Unterrichtshilfe zum Thema Irakkrieg verbreite „Vorurteile und Propaganda“ und verstoße damit gegen das gesetzlich verankerte Gebot der Ausgewogenheit. Das Material spricht von der Invasionsarmee als „einer Koalition von 29 Staaten“ unter Leitung der USA.
Kriegsgrund sei gewesen, dass „Irak sein Programm zur Entwicklung atomarer und chemischer Waffen nicht aufgegeben“ habe. Dass die angeblichen ABC-Waffen gar nicht existierten, bleibt ebenso unerwähnt wie der Mangel an Unterstützung durch die UNO. Die Zahl der britischen Gefallenen wird mit 132 zu niedrig angegeben (tatsächlich: 175), von den getöteten irakischer Zivilisten (Schätzungen: mindestens 85.000) ist mit keinem Wort die Rede.
Es gehe „keineswegs um einen Angriff gegen das Militär“, beteuert NUT-Chef Sinnott. Minister Balls, einer der engsten Vertrauten von Premier Gordon Brown, versprach jetzt, er werde der Sache nachgehen. Bereits nächste Woche könnte der Streit eskalieren: Dem NUT-Jahreskongress liegt ein Antrag vor, die Streitkräfte von Schulen auszuschließen. Begründung: Der Soldatenberuf werde verherrlicht, um junge Leute fürs Militär zu begeistern.
Tatsächlich leiden die Streitkräfte unter Rekrutierungsschwierigkeiten, wohl nicht zuletzt wegen der in weiten Teilen der Bevölkerung umstrittenen Einsätze in Afghanistan und Irak. Wegen „der Angriffskriege im Ausland“ stimmten politisch aktive Studierende an Londoner Universitäten mehrheitlich dafür, das Militär vom Campus zu verbannen. Im mittelenglischen Peterborough kam es zuletzt so häufig zu Pöbeleien gegen Uniformierte, dass die Kommandeurin des örtlichen RAF-Stützpunktes Wittering ihren Leuten Ausgang in Zivil empfahl – sehr zum Ärger des Premierministers.
„Prinz-Harry-Effekt“