Die Firma Site listet Meldungen der djihadistischen Webseiten auf. Wer mehr wissen will, muss zahlen.

Auch wer Stunden damit verbringt, die Website der Al-Kaida in Nordafrika zu "googeln", auf der sie ihre Forderungen für die Freilassung der beiden Salzburger Geiseln veröffentlich haben, wird kaum fündig. Für die Suche ist neben Arabischkenntnissen vor allem viel Wissen über die Szene im Internet notwendig.

Genau das bietet eine Firma im US-Bundesstaat Maryland an. Gegen viel Geld verkauft die Site Intelligence Group - wobei Site für "Search for International Terrorist Entities" steht - Informationen über islamistische Websites.

Wer für die Dienste von Site bezahlt, findet zahlreiche Botschaften der Al-Kaida und seit Donnerstagabend auch die Fotos der beiden Salzburger Geiseln. Damit wird ein privates Unternehmen zu einem wichtigen Informanten des Staates. Denn zu den Kunden von Site zählen Medien ebenso wie Ministerien und Geheimdienste. Auch im Fall der entführten Österreicher hatte die Firma Tage lang die Informationshoheit inne, selbst das Außenministerium verließ sich auf sie.

"Wir nehmen jede Woche rund 50 Webseiten unter die Lupe", sagt Adam Reifman, einer der Analysten der Firma, dem Standard. Site beschafft Informationen über Trends auf den djihadistischen Websites, mögliche Attentatsziele im Westen und gegen arabische Staatsmänner. Besonders wichtig sei es, zwischen Seiten zu unterscheiden, die "nur" von Al-Kaida-Sympathisanten betrieben werden, und jenen, die tatsächlich von terroristischen Gruppen genutzt werden, sagt Reifman. Um solche Unterscheidungen machen zu können, sei jahrelange Erfahrung notwendig.

Site wurde 2002 von Rita Katz, einer Analystin aus einer irakischen Familie, gegründet und beschäftigt nach eigenen Angaben auch frühere US-Geheimdienstleute.

Informationen über die Preise gibt Site ohne Kaufinteresse ungern heraus. Mit mehreren tausenden Dollar im Jahr sei aber zu rechnen, heißt es kryptisch. Wobei die Kosten je nachdem variieren, ob ein Ministerium oder eine Zeitung die Dienste in Anspruch nimmt. Auf die Frage, ob es nicht ein problematisches Geschäft sei, mit dem Internet-Djihadismus Geld zu verdienen, heißt es nur: kein Kommentar. (András Szigetvari/DER STANDARD, Printausgabe, 15./16.3.2008)