Bild nicht mehr verfügbar.

Karlheinz Böhm ist auch mit 80 voll aktiv, seine Frau Almaz leitet das neue Alphabetisierungsprojekt für Äthiopien

Foto: AP/Pimmer
"Ich werde weitermachen, solange ich kann. Mein Vater hat ja auch bis 87 dirigiert." Eine für Karlheinz Böhm typische Aussage zu seinem 80. Geburtstag, den er morgen, Sonntag, feiert. Sein Engagement für Äthiopien wurde nur durch einen Unfall Anfang Oktober des vergangenen Jahres gebremst. "Er hat mich für vier Monate zurückgeworfen", sagte Böhm. Inzwischen hat er sich aber wieder völlig erholt.

Ebenso typisch für den Gründer und Leiter der Hilfsorganisation "Menschen für Menschen": Genau an diesem Sonntag beginnt offiziell eine neue Initiative des ehemaligen Schauspielers: "ABC-2015". Die ersten drei Buchstaben des Alphabets stehen dabei symbolisch für die Fähigkeit, lesen und schreiben zu können, "2015" beschreibt das Jahr, bis zu dem die Ziele erreicht werden sollen: die Alphabetisierungsrate in Äthiopien von derzeit weniger als 50 Prozent drastisch zu erhöhen sowie die Grundlagen dafür zu schaffen, hunderttausenden Kindern des Landes eine Schulbildung zu ermöglichen.

Kampf gegen Armut

Leiterin des neuen Bildungsprogramms wird Böhms Ehefrau Almaz, die dazu ausführt: "Entwicklung ist ohne Bildung nicht möglich. Nur wer Lesen und Schreiben gelernt hat, kann sich aus eigener Kraft aus der Armut befreien. Deshalb ist die Stärkung des Bildungsbereichs Schlüsselaufgabe unserer Arbeit".

Darüber hinaus werden zur Erhöhung der Alphabetisierungsrate neben Kindern und Jugendlichen auch Erwachsene in die Maßnahmen einbezogen. So soll beispielsweise das Angebot von Lese- und Schreibkursen verbessert werden, Bibliotheken und mehr berufliche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten sollen geschaffen werden.

Für Mädchen wichtig

Die Bildungsoffensive soll sich außerdem positiv auf die Stellung der Frau in der äthiopischen Gesellschaft auswirken, in der Frühverheiratung und Beschneidung immer noch an der Tagesordnung sind. Almaz Böhm dazu: "Gerade für Mädchen ist das neue Programm sehr wichtig. Ein Schulbesuch schützt sie davor, noch als Kinder verheiratet zu werden, mit 18 Jahren bereits drei Kinder zu haben und in der gleichen Armut zu leben wie ihre Mütter."

Dem Unesco-Weltbildungsbericht zufolge können in Äthiopien nicht einmal 40 Prozent der Erwachsenen und nur rund 50 Prozent der Jugendlichen lesen und schreiben. Außerdem haben weniger als die Hälfte der Kinder die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen. Äthiopien zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Schätzungsweise 49 Prozent der Bevölkerung sind unterernährt, auch in "guten" Erntejahren bleiben Millionen Äthiopier auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Hauptursache des Hungers sind Dürre und Überschwemmungen. (Klaus-Peter Schmidt, DER STANDARD Printausgabe, 15./16.3.2008)