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Allein am Praterstern filmen 100 Kameras das Geschehen im und um den Bahnhof

Foto: dpa/Grimm
Die ÖBB stellten am Freitag ihr Sicherheitskonzept für die EURO vor. Man setzt auf Videoüberwachung und Kundenleitung - und hofft, dass die eigenen Mitarbeiter vor großen Gruppen nicht in Deckung gehen.

Wien - Manfred Kern wäre es lieber, wenn es kein bahnaffines Land ins Finale der Fußballeuropameisterschaft schaffen würde. "Nicht dass wir das nicht bewältigen könnten", sagt der EURO-Projektleiter der ÖBB, "aber die dreieinhalb Wochen davor werden sicher so anstrengend, dass es leichter für uns wäre, wenn die Fans zum Endspiel mit dem Flieger nach Wien kommen würden." Oberstes Ziel sei der "permanente Fluss" von Fahrgästen. "Wenn nicht alle gleichzeitig ankommen, ist alles Ordnung."

Großer Bruder

Am Freitag stellten die Bundesbahnen ihr Sicherheitskonzept für die EURO vor. Neben der Kooperation mit dem Innenministerium spielt dabei Überwachung eine Rolle: Allein auf dem Areal des Bahnhofs Praterstern - wo die meisten Fans ein- und aussteigen werden - sind 100 Kameras montiert. 200 weitere mobile Überwachungssysteme hat man für West- und Südbahnhof angekauft. Die meisten Überwachungsanlagen bleiben nach der EURO in Betrieb. Der Große Bruder fährt auch mit: Bis zum Anpfiff will man sämtliche Züge im Nahverkehr mit Kameras ausstatten.

Die Überwachung soll den ÖBB-Mitarbeitern die Einschätzung von Gefahren erleichtern. Denn drückt ein Fahrgast auf den roten Knopf einer Notrufsäule, wird er nicht nur mit der nächsten regionalen Leitstelle verbunden, der ÖBB-Mitarbeiter sieht auch gleich, ob der Fahrgast tatsächlich in Gefahr ist oder sich nur einen Spaß macht. In 80 Prozent der Fälle ist nämlich laut den ÖBB zweiteres der Fall.

Zwanzig Sonderzüge haben sich Fan-Gruppen aus ganz Europa für die in Österreich ausgetragenen Spiele bisher gesichert. Laut Manfred Kern stellen im Rudel anreisende Fans tendenziell ein geringeres Sicherheitsrisiko dar als kleinere Gruppen. Um so früh wie möglich auf eventuelle Wickel am Bahnsteig vorbereitet zu sein, sollen die Zugbegleiter "schwierige" Fahrgäste an die regionalen Leitstellen melden - wo auch Polizisten sitzen werden.

Erstkontakt

Die Securities, die an den Bahnhöfen Dienst tun, erhalten spezielle Schulungen für den Umgang mit Gruppen. "Das Wichtigste ist, keine Berührungsängste zu haben", sagt Kern. "Wenn die Fans aus den Zügen steigen, prallen sie als Erstes auf unsere Mitarbeiter." Nicht Aufeinanderprallen sollen Fans unterschiedlicher Nationalitäten. Wenn beispielsweise Italiener am Südbahnhof abreisen und Türken ankommen, soll das auf möglichst weit voneinander entfernten Bahnsteigen geschehen. (Martina Stemmer, DER STANDARD Printausgabe, 15./16.3.2008)