Tote Information

Foto: David
Der Bildschirm vor dem Stempelgeschäft Lobenhofer in der Gumpendorfer Straße hängt traurig in der Gegend herum. "Was gibt's wo in Wien" wirbt das Schild für diesen "Infopoint" – ein öffentliches Terminal vom "Informationssystem der Wiener Einkaufsstraßen". Nur: Dieses System informiert keinen Menschen mehr. Unten am Kastl hängt ein Stück Draht heraus, der Monitor ist tot. Und offensichtlich nicht erst seit gestern.

Aber was waren oder sind diese "Infopoints"? Was kann man an so einem Terminal erfahren, sollte ein anderes noch in Betrieb sein? Just im Internet findet sich dazu kein einziger Hinweis. Die Adresse www.infopoint.at gibt es zwar – aber da steht nichts über die Terminals. Auch sonst kann man googeln bis zum Zerkugeln – nichts.

Revolutionär - vor zehn Jahren

Daher ein kurzer Anruf bei einem, der es wissen muss: Helmut Mondschein. Der war langjähriger Koordinator der Wiener Einkaufstraßen-Vereine. Bingo. "Die Infopoints? Die haben sich, ehrlich gesagt, in Wohlgefallen aufgelöst", lacht Mondschein. Ende der 90er-Jahre habe man sie aufgehängt und in Betrieb genommen. "Damals hatten wir gedacht, das ist was Revolutionäres", erinnert sich Mondschein. "Die Idee war: Wenn jemand zum Beispiel eine Jeans kaufen will, schaut er einfach im Terminal nach, wo das nächste Geschäft ist." So war das also mit der digitalen Revolution – vor zehn Jahren. So schnell geht das. Wer heute überall online sein will, packt sein Notebook aus – oder greift zum Handy.

Es gibt übrigens auch andere öffentliche Terminals, die noch in Betrieb sind: Die "Access Points" der Stadt Wien. Die wurden auch vor genau zehn Jahren erstmals aufgestellt. Die sind zwar voll einsatzbereit, man geht nur fast immer an ihnen vorbei, ohne sie wahrzunehmen. Und schaut man doch einmal hin, fristet der "Point" zumeist ein einsames Dasein. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD Printausgabe, 15./16.3.2008)