Lipang - Im Zusammenhang mit den Protesten von Tibetern haben die chinesischen Behörden eigene Sicherheitskräfte im Nachbarland Nepal abgestellt. Wegen der Situation in der tibetischen Hauptstadt Lhasa hielten sich derzeit weit mehr bewaffnete chinesische Polizisten in Zivilkleidung auf der nepalesischen Seite auf als sonst, sagte ein nepalesischer Armeevertreter, der anonym bleiben wollte, an einem Grenzübergang nach Tibet in der Nähe des Dorfes Lipang.

Grund sei die Befürchtung, dass Exil-Tibeter einen Protestmarsch von Nepal nach Tibet starten könnten, so wie es ihre Landsleute vor einigen Tagen in Indien getan hätten. Die indischen Behörden hatten am Donnerstag hundert in Richtung Tibet marschierende Exil-Tibeter festgenommen.

Ein anderer Grenzbeamter bestätigte die Präsenz chinesischer Sicherheitskräfte. Zuvor habe es nur wenige von ihnen auf der nepalesischen Seite gegeben, aber seit Beginn der Proteste in Lhasa seien stets mindestens sechs chinesische Sicherheitsbeamte im Einsatz, manchmal sogar doppelt so viele.

Vorgehen gegen Journalisten

Chinesische Sicherheitskräfte in Zivil hinderten einen Korrespondenten und einen Fotografen der Nachrichteragentur AFP an ihrer Arbeit auf der nepalesischen Seite der Grenze bei Lipang. Zehn chinesische Beamte drängten den Fotografen rund 200 Meter in nepalesisches Gebiet zurück und forderten ihn auf, die Fotos von dem Grenzübergang zu löschen. Einer der nepalesischen Grenzbeamten sagte, Nepal sei ein kleines Land und müsse tun, was das mächtige China verlange. Die Frage, ob chinesische Sicherheitskräfte auf nepalesischem Gebiet Festnahmen vornehmen dürften, wollte der Beamte nicht beantworten.

In Nepal leben tausende tibetische Flüchtlinge. Jedes Jahr nehmen etwa 2.500 Tibeter den gefährlichen Weg über das Himalaya-Gebirge auf sich, um im Nachbarland Zuflucht zu suchen. Der Grenzübergang bei Lipang liegt 70 Kilometer nordwestlich der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu. (APA)