"Herr Rogge, ihr Schweigen tötet Tibeter"
Das Internationale Olympische Komitee solle bei der chinesischen Regierung die im Vorfeld der Olympischen Spiele in Peking gemachten Versprechungen zu den Menschenrechten einfordern, heißt es in einer Mitteilung der Gesellschaft der Schweizerisch-Tibetischen Freundschaft (GSTF). Die Olympische Charta halte fest, dass der Sport in den Dienst einer harmonischen Entwicklung der Gesellschaft zu stellen sei, betonten die Demonstranten. Zudem müsse das IOC das "unverhältnismäßige Vorgehen der chinesischen Regierung gegen Tibeter aufs Schärfste verurteilen", lautete eine weitere Forderung. Im Visier der Demonstranten stand auch IOC-Präsident Jaques Rogge. "Herr Rogge, ihr Schweigen tötet Tibeter", skandierten die Kundgebungsteilnehmer. Rogge solle öffentlich über Chinas bisheriges Versagen bezüglich der Menschenrechte Stellung nehmen, forderten die Tibeter. Die GSTF und rund 150 andere Tibeterorganisationen wollen außerdem verhindern, dass der olympische Fackellauf durch Tibet und auf den Mount Everest führt.
Rice ruft China zur Zurückhaltung auf Nach den gewaltsamen Protesten in Tibet hat US-Außenministerin Condoleezza Rice China zu Zurückhaltung aufgerufen. "Wir appellieren an die chinesische Regierung, Zurückhaltung bei ihrer Reaktion auf diese Demonstrationen zu beweisen", erklärte Rice in Washington. Zugleich rief sie alle Beteiligten zum Gewaltverzicht auf. Peking müsse "das grundlegende und allgemein anerkannte Recht aller Bürger auf friedliche Äußerung ihrer politischen und religiösen Standpunkte" anerkennen. Alle Mönche und andere Menschen in Tibet, die lediglich wegen ihrer Meinungsäußerungen inhaftiert worden seien, müssten freigelassen werden, forderte die US-Chefdiplomatin.
Rice teilte weiter mit, sie sei "tief betrübt" über die Todesfälle während der Proteste in Tibet am Freitag und dass die Gewalt offenbar andauere. Auch die Berichte über ein großes Polizei- und Truppenaufgebot in und um Lhasa bereiteten ihr Sorge.
Vor der chinesischen Botschaft in Washington demonstrierten am Samstag etwa 150 Menschen gegen die Niederschlagung der Proteste in Tibet. Die Demonstranten, unter ihnen buddhistische Mönche, hielten tibetische Flaggen hoch und riefen Parolen wie "Stoppt das Töten in Tibet" und "Schande, Schande China". Nach Angaben der tibetischen Exilregierung in Indien waren bei Ausschreitungen in der tibetischen Hauptstadt Lhasa am Freitag mindestens 30 Menschen getötet worden, chinesische Behörden sprachen von zehn Toten.
Mehrere Festnahmen in München
Mehrere Tibeter sind am Montag in München festgenommen worden, nachdem sie versucht hatten, in das chinesische Konsulat einzudringen. Es habe keine Verletzten oder Schäden gegeben, erklärte ein Polizeisprecher. Allerdings rissen die insgesamt 25 Männer und Frauen vor dem Konsulatsgebäude eine chinesische Flagge herunter und zündeten diese an. Die Demonstranten seien mit "sanfter Gewalt" vorgegangen, erklärte der Sprecher.
Auch vor der chinesischen Botschaft in Berlin kam es zu Protesten. Etwa 100 Menschen hätten für ein Ende der Gewalt und die Freilassung aller bei den Protesten festgenommenen Tibeter demonstriert, teilten die Organisatoren, die Tibet Initiative Deutschland und der Verein der Tibeter in Deutschland, mit. Auch in Frankfurt am Main, Hamburg, Düsseldorf und Freiburg fanden demnach Protestaktionen statt.