"Der öffentliche Körper: karl karner gestorben am..."

Foto: brut / Copyright: Karl Karner
Wien - Paarbildungen sind in den Autorenkonstellationen der zeitgenössischen Choreografie keine Seltenheit. Und zuweilen funktionieren sie gut wie etwa deufert + plischke oder Emio Greco mit Pieter C. Scholten. Das Festival imagetanz im Wiener brut zeigte nun außergewöhnlich gelungene Arbeiten österreichischer Künstlerpaare: WE von Amanda Piña & Daniel Zimmermann und Der öffentliche Körper: karl karner gestorben am ... von Linda Samaraweerová & Karl Karner.

Piña/Zimmermann übertragen das Gruppenbild ihres auf der Zuschauertribüne sitzenden Publikums live auf eine Leinwand. In diesen virtuellen Spiegel setzen die Künstler comichafte Gedankenblasen wie: "Wow, schau ich toll aus heute." und "Did I turn off my phone?" Eine Person bedauert angesichts dessen, was sich hier darbietet: "Oh nein, wenn ich das gewusst hätte ..." Alles Gedanken, die Zuschauern kommen können, während sie im Theater sitzen. Mit Witz, Menschenkenntnis und gekonnter Dramaturgie gerät WE zu einem Fest des Wiedererkennens, der Identifikation mit dem eigenen Spiegelbild und des Vergnügens an der Rollenzuweisung.

Karner/Samaraweerová bringen ihre von früher bekannte Donald-Duck-Abwandlung in ein Spiel über die Pataphysik der Performance. Ein Apparat aus Schläuchen und Föns, die eine Wachskatze aufschmelzen, eine an Seilen hängende Frau, ein Laser-Vermessgerät, ein raffinierter Score aus Musik und ironischen Körperszenen. All dies in einer Installation mit einem sinnleeren Ritualplatz - das lässt Raum für Spekulationen. Auch da fragen Sprechblasen: "Welche Farbe nimmt ein Schlumpf an, wenn man ihn würgt?"

Das Aushebeln von Logiken und das Sichtbarmachen verborgener Ansprüche liegt den Künstlerpaaren sichtlich, die Kooperation zwischen Choreografin und bildendem Künstler erweist sich als Erfolgsrezept. (Helmut Ploebst / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.3.2008)