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Wien - Ein österreichischer Sondergesandter hat am Sonntag Bewegung in die Geiselkrise gebracht: Das Ultimatum der Entführer, das um Mitternacht ausgelaufen wäre, wurde verlängert, wie Außenamtssprecher Peter Launsky-Tiefenthal am Abend verkündete. Details nannte er nicht. Es soll sich um eine Fristverlängerung um drei bis sechs Tage handeln.

Der pensionierte Botschafter Anton Prohaska war mit dem Auftrag der Bundesregierung nach Mali gereist, um den dortigen Präsidenten Amadou Touré über die vor rund einem Monat in der Sahara verschleppten Salzburger Touristen zu informieren.

Die Anstrengungen zur Befreiung der beiden Salzburger gingen auf allen Ebenen mit Hochdruck weiter, betonte der Sprecher. Oberstes Gebot dabei sei die Sicherheit und Unversehrtheit der Geiseln. Die Angehörigen der Geiseln wurden über die jüngsten Entwicklungen informiert. Der Krisenstab im Bundeskanzleramt mit Vertretern des Außen-, Innen- und Verteidigungsministeriums stehe ständig in Kontakt mit den Angehörigen der Entführten.

Freilassung gefordert

Die Kidnapper hatten im Gegenzug zur Freilassung der beiden Salzburger verlangt, dass inhaftierte Islamisten in Tunesien und Algerien freikommen müssten. Laut algerischen Medienberichten forderten sie auch eine hohe Summe Lösegeld. Ein malischer Militärsprecher bestätigte der Nachrichtenagentur Reuters, dass sich Wolfgang Ebner und Andrea Kloiber im malisch-algerischen Grenzgebiet aufhalten. Bei der Entführung handelt es sich nach einem Bericht der algerischen Tageszeitung Al Djazaïr News um die erste „große Operation“ des Islamistenführers Abdelhamid Abou Zaid, des Vize-Al-Kaida-Chefs für die Sahara und die Sahel-Zone.

"Kurier: Fünf Millionen Euro Lösegeld verlangt"

Laut der Montagsausgabe des "Kurier" sollen die Entführer fünf Millionen Euro und die Freilassung von zehn islamistischen Anführern aus tunesischen und algerischen Gefängnissen fordern. Der Krisenstab in Wien habe eine ständige Verbindung zum Krisenzentrum in der französischen Botschaft in Bamako (Mali) hergestellt. In dieser waren am Wochenende von österreichischen Technikern neue Antennen installiert worden. Offenbar liefen die Gespräche mit den Terroristen seither über Funkverbindung, vermuten Beobachter.

In der Botschaft unterstützten auch Vertreter des algerischen, tunesischen, französischen und amerikanischen Geheimdienstes die Bemühungen. Österreich verlegte weiteres Botschaftspersonal aus Senegal nach Bamako.

"Presse": Djerba-Terrorist soll freigepresst werden

Die Entführer befinden sich den Angaben zufolge weiterhin mit ihren Geiseln in der Region Kidal, im nördlichen Teil Malis. Ihr derzeitiger Aufenthaltsort liegt rund 150 Kilometer von der gleichnamigen Hauptstadt entfernt, in einer bergigen Region namens Tegargar, erklärte am Sonntag ein malischer Militärsprecher.

Am Samstag hatte die algerische Zeitung "Annhar" (Der Tag) berichtet, dass die Entführer der österreichischen Botschaft in Algier einen handgeschriebenen Brief übermittelt hätten, in dem sie die Freilassung mehrerer Kampfgefährten fordern. Der prominenteste unter ihnen soll nach Angaben der "Presse" Ammari As-Seifi sein, auch genannt "Al-Para" der Fallschirmspringer. Er steht in Algerien vor Gericht. Ihm wird vorgeworfen, für den Terroranschlag 2002 auf die Synagoge im tunesischen Djerba (21 Tote) verantwortlich zu sein. Außerdem hat As-Seifi die Entführung der 32 europäischen Touristen im Jahr 2003 geleitet.

Weiters wird Musaab Abu Abdallah genannt, der in der Vorgängergruppe "Al-Kaidas im islamischen Maghreb", der "Salafistischen Gruppe für Predigt und Kampf", der zweite Mann gewesen sein soll. Außerdem steht angeblich Abdel Fattah Abu Basir auf der Liste. Er war mit den Kontakten zur internationalen "Al-Kaida" Osama Bin Ladens betraut.

Als mutmaßlichen Chef der Entführer nennt "Annahar" Hamadou Obeid alias Abdelhamid Abou Zaid, der 1965 als Al-Zawya al-Obeideyam im Distrikt Tekrit geboren wurde. Er soll einer der Kommandanten der "Al-Kaida im islamischen Maghreb" in einem algerischen Wüstenbezirk sein.

Zaids Mutter Fatima Hamadou appellierte an ihren Sohn, die Geiseln freizulassen. (red, DER STANDARD, Printausgabe 17.3.2008/APA, red)