Durch die dezentrale Struktur von Al-Kaida müssen sich die stark autonomen Gruppen weltweit selbst finanzieren. Das könnte zum Problem geworden sein, da die algerischen Behörden den Finanzfluss aus Afghanistan gekappt hätten, so Lüders. Außerdem könne die Entführergruppe nicht auf Unterstützung aus der Bevölkerung zählen, da sie dort selbst zumeist stark abgelehnt werde. Man könne davon ausgehen, dass die Geiselnahme für die Terror-Gruppe selbst ein sehr großes Risiko darstelle, weil die maoistische Guerilla-Taktik, sich wie ein "Fisch im Wasser" zu bewegen, in diesem Fall nicht funktioniere, zeigte sich der Berliner Mitinhaber der "middle east consulting group" überzeugt.
Gesprächsmöglichkeiten
Auch Wolfgang Bachler, Sicherheitsexperte und ehemaliger Cobra-Chef, war der Meinung, dass die Geiselnahme keine gezielte Attacke gegen Österreich gewesen sei. Bei Verhandlungen mit Terroristen gehe es vor allem um den Aufbau von Gesprächsmöglichkeiten und nicht um "verhandeln" im herkömmlichen Sinn. Dass man im konkreten Fall einen Entführer kenne, sei ein Vorteil, da man dadurch die Situation neu bewerten könne. Wichtig sei es aber, aus Informationen "saubere Informationen" und daraus wieder "saubere" Fakten" zu machen.
Harald Galler, selbst vor fünf Jahren wochenlang in der Gewalt von Geiselnehmern in der Sahara, erklärte, von den damaligen Verhandlungen zur Freilassung selbst nichts mitgekriegt zu haben. Er habe damals mit dem Leben abgeschlossen gehabt, am meisten Angst habe er vor einer militärischen Befreiungsaktion gehabt. In der Gefangenen-Gruppe wurde auch darüber diskutiert, wer wohl als erster erschossen werden würde. Dass ein Staat nicht erpressbar sein dürfe, befürworte er.