Die Verhörmethoden der japanischen Polizei sind nicht zimperlich. "Sie grenzen an Folter", sagt ein europäischer Rechtsanwalt, der nicht genannt werden will. Doch langsam will die Justiz die Exekutive zähmen. Am Dienstag verurteilte das Bezirksgericht in Fukuoka den früheren Polizisten Takahiro Hamada wegen illegaler Verhörmethoden zu zehn Monaten Haft auf Bewährung. Hamada plädierte auf unschuldig. Schließlich hatte er den Kläger ja noch nicht einmal geschlagen.

Trampeln auf Namen

Der Polizist hatte lediglich den noch nicht einmal verhafteten Hotelbesitzer Sachio Kawabata auf Zettel treten lassen, auf die Polizisten die Namen von Kawabatas Vater und Enkel geschrieben hatten. Diese "fumiji" genannte Technik soll Verdächtige psychologisch brechen. Die Idee stammt aus der Christenverfolgung vor 350 Jahren. Damals mussten Verdächtige auf Jesus- oder Marienbildern herumtrampeln. Wer sich weigerte, war als heimlicher Christ enttarnt und wurde hingerichtet.

Japans Polizei ist berüchtigt dafür, fast jedem Inhaftierten ein Geständnis abzuringen. Menschenrechtsexperten kritisieren vor allem das Recht der Polizei, Verdächtige 23 Tage verhören zu können, bevor Anklage erhoben wird. "Dies führt dazu, dass Unschuldige verurteilt werden", wettert der buddhistisch-konservative Politiker Shizuka Kamei, der als ehemaliger polizeilicher Terroristenjäger die Rechtsmaschinerie kennt.

Denn Gerichte stützen ihre Urteile in der Regel auf die ursprünglichen Geständnisse. Damit erreichen sie eine Verurteilungsrate von weit mehr als 90 Prozent. Und Kamei kämpft seit Jahren gegen die Todesstrafe. Denn leicht könnte ein Schuldloser gehängt werden. (Martin Kölling, DER STANDARD Printausgabe, 19.3.2008)