Um einen Garten sinnvoll "einzurichten", braucht es tatsächlich eine Menge Wissen und Gespür.

Foto: privateplots

Als vor zwei Jahren hierzulande zum ersten Mal ein Preis mit dem Titel "best private plots" für die besten Privatgärten internationaler Provenienz ausgeschrieben wurde, meinten die Organisatorinnen und Organisatoren in der Präambel unter anderem: "Im Privatgarten treffen sich seit jeher Dilettanten und Autodidakten im besten Sinne. Bedenklich ist nur, wie der aktuelle Hang zum Gärtnern die Komplexität dieser Aufgabe verwischt, und wie hartnäckig sich die Meinung hält, bei der Gestaltung des eigenen Gartens könne, ja müsse, gänzlich auf professionelle Gestalter verzichtet werden. Eben weil der Privatgarten - und sei es nur ein Balkon - der Nukleus einer inzwischen höchst komplexen, mitunter komplizierten Beziehung zur Natur geworden ist, braucht es hier große Kenntnis, Gespür und intellektuelle Auseinandersetzung."

Letztere Qualitäten wollen wir als Grünzeug vielen Privatmaulwürfen allerdings keinesfalls absprechen, da wir sowohl wundervolle und höchst talentiert angelegte Gärten gänzlicher Nicht-profis als auch eher kümmerliche Anlagen professioneller Gartenspezialisten kennen. Und umgekehrt natürlich. Die Wahrheit liegt also irgendwo dazwischen, die Angelegenheit muss ein bisschen differenzierter betrachtet werden.

Gräuliche Stilblüten

Der Privatgarten ist, ebenso wie Haus oder Wohnung, eine ausgesprochen intime, persönliche Angelegenheit. Um einen Garten sinnvoll "einzurichten" braucht es tatsächlich eine Menge Wissen und Gespür. Darüber, was unter intellektueller Auseinandersetzung zu verstehen ist, könnte man hingegen schon wieder in einen zackigen Diskurs treten.

Fest steht aber, dass es eine unheilvolle vorfabrizierte Grünmarktfantasielosigkeit gibt, die sich vor allem in wahrlich grauenerregenden Gartendekorelementen allzu breitflächig manifestiert. Es ist halt so praktisch, zum Beispiel Löffelsteine fixfertig einzukaufen und zu abscheulich anzuschauenden Mäuerchen aufzuschlichten. Auch die Gartenhüttendesigns treiben allerorten gräuliche Stilblüten, ganz zu schweigen von Vollplastikzäunen, hellholzigen Rankgerüsten, in Kunststein gegossenen Büsten, Nackedeis, Löwenstatuen und Antikamphoren.

Wissen die Grünmärkte eigentlich, welch gartenkulturelle Umweltverschmutzung sie seit einigen Jahren erfolgreich betreiben? Natürlich, aber es ist ihnen wurscht, weil sowieso alles widerspruchslos gekauft und anhängerweise davongekarrt wird.

Auch die meisten Gartenmagazine sind nicht eben als Quell innovativer Anstöße zu bezeichnen. Bei manchen von ihnen beschleicht den Durchblätterer doch immer wieder der Gedanke, man habe das alles exakt so auch im Vorjahr bereits gesehen und gelesen und es gebe eine heimliche, von niemandem hinterfragte Wiederholung ganzer Unser-superschöner-GartenMagazinjahrgänge.

Nicht 08/15

Der von den niederösterreichischen "Natur im Garten"-Menschen veranstaltete Wettbewerb zeigt hingegen eine Mischung aus autodidaktischen und professionellen Gärten, und 08/15 ist keiner davon. Manche mögen besser gefallen, andere weniger, individuell sind sie allemal, und ihre Beurteilung unterlag einem bestimmten Reglement, das folgendermaßen beschrieben wurde:

"Auf der Suche nach einem zeitgenössischen Gartenstil im Raum des Privatgartens lässt sich vorwegnehmen, dass es einen solchen angesichts der unglaublichen Vielfalt privater Produktionen nicht gibt." Doch, so die Autoren weiter, gebe es Kriterien, um einen Garten als geglückt oder nicht zu erkennen: "Dazu zählen eine Ökonomie in der Verwendung von Materialien, ein Gespür für die Auswahl und Zusammenstellung von Pflanzen, das Verständnis von ökologischen Zusammenhängen, die Fähigkeit, mit dem Garten sowohl auf die Gegebenheiten des Hauses als auch auf jene der Umgebung zu reagieren."

Da fällt uns doch gleich wieder die Thuje ein, diese allseits beliebte Bestie, in deren Geäst, im Gegensatz zu anderen Hecken, nichts kreucht, nichts fleucht. Demnächst nehmen wir uns ihrer im Besonderen an. (Ute Woltron/Der Standard/rondo/21/03/2008)