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Demetris Christofias (li.) und Mehmet Ali Talat freuen sich über den Durchbruch bei ihrem ersten Treffen seit Christofias’ Amtsantritt im Februar. Die Zyprer hoffen nun auf eine Lösung des Konflikts.

Foto: EPA/Christodolou
Die Erleichterung stand vor allem Demetris Christofias ins Gesicht geschrieben. Strahlend trat der neue Präsident der griechischen Zyprer mit dem Führer der türkischen Volksgruppe, Mehmet Ali Talat, am Freitag vor die Presse, um den ersten großen Erfolg seit seiner Wahl vor fast genau einem Monat zu vermelden: die Einigung auf neue Verhandlungen über die Wiedervereinigung der geteilten Insel. Das hatte er im Wahlkampf angekündigt, hatte Hoffnungen geschürt – jetzt ist der erste Schritt getan. Talat, sein Amtskollege, setzte zwar eine etwas zurückhaltendere Miene auf. Doch vor dem UN-Gebäude im Niemandsland der Insel, in der Pufferzone zwischen dem türkischen Norden und dem griechischen Süden, sprach auch er dann von einer „neuen Ära“ und dem gemeinsamen Ziel, „eine umfassende Lösung zu finden“.

Expertenkommissionen mit Vertretern aus beiden Volksgruppen sollen sich mit den einzelnen Aspekten dieses Prozesses auseinandersetzen, erste Gespräche sind schon ab nächster Woche vorgesehen. Christofias und Talat – die beide aus der Stadt Kyrenia (Girne) im türkischen Teil stammen – wollen sich in drei Monaten erneut treffen, um ihre Gespräche fortzusetzen.

Hohe Symbolkraft

Um gleich mit einem sichtbaren Zeichen einen Neubeginn zu markieren, soll in den nächsten Tagen außerdem der Grenzübergang an der Ledra-Straße in der Altstadt Nikosias geöffnet werden, auch das „Brandenburger Tor“ Zyperns genannt. Die einst beliebteste Einkaufsstraße der Hauptstadt verbindet die beiden Inselteile, bisher verhinderte aber eine zweieinhalb Meter hohe Sperre den Übergang. Die Öffnung ist ein sehr symbolischer Schritt, wie der Politikwissenschaftler Joseph Joseph von der Universität Zypern dem _Standard sagte. „Wir sprechen immerhin von der letzten geteilten Hauptstadt Europas – die Hauptstadt zu einen ist daher entscheidend.“

„Wir haben heute zyprischen Kaffee getrunken“, sagte Christofias vor den Journalisten – und meinte wohl, dass die Zyprer gemeinsam eine eigene Lösung finden wollen, ohne Federführung des Auslands. Der letzte Versuch scheiterte 2004, als die griechischen Zyprer einem vom damaligen UN-Chef Kofi Annan ausgearbeiteten Plan in einem Referendum eine Absage erteilten, mit großer Mehrheit. Auch der Kommunist Christofias hatte den Plan nach einigem Zögern abgelehnt. Die türkischen Zyprer stimmten dafür.

Talat, dessen Türkische Republik Nordzypern nur von Ankara anerkannt wird, hatte mehrfach gesagt, er wolle bei neuen Verhandlungen an diesen Annan-Plan anknüpfen, was Christofias bisher stets abgelehnt hat. Diese ist nur eine von vielen Fragen, die noch Konfliktstoff bergen. Trotzdem glaubt der Wissenschafter Joseph, dass eine Wiedervereinigung möglich ist. Sowohl Talat als auch Christofias engagierten sich ernsthaft für eine Einigung. Und: „Auf beiden Seiten hat nicht nur die Führung, sondern auch die Bevölkerung realisiert, dass es jetzt an der Zeit ist, es erneut zu versuchen.“ (Julia Raabe/ DER STANDARD Printausgabe, 22./23./24.3.2008)