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Paul Scofield, 1962

Foto: AP
London - Der britische Oscar-Preisträger Paul Scofield, der zu den großen Shakespeare-Schauspielern des Königreichs zählte, ist im Alter von 86 Jahren gestorben. Der zurückgezogen lebende Künstler litt seit Jahren an Leukämie. Wie seine Agentin am Gründonnerstag mitteilte, starb Scofield am Mittwoch in einer Klinik unweit seines Wohnhauses in der Grafschaft Sussex bei London.

Einen Oscar als bester Hauptdarsteller hatte Scofield 1966 für die Rolle des Lordkanzlers Thomas Morus in dem Historiendrama "Ein Mann für alle Jahreszeiten" bekommen. Kritiker bezeichneten damals seine Darstellung des Theologen Morus, der sich mit Heinrich VIII. (Robert Shaw) über das Verhältnis von Staat und Kirche stritt und schließlich enthauptet wurde, als "herausragend".

Zu Scofields bekannteren Filmrollen gehört auch die eines Widerstandskämpfers in "Der Zug". Beifall erhielt er auch für die Darstellung eines alten Geheimagenten in "Scorpio, der Killer". In beiden Streifen war er an der Seite des US-Stars Burt Lancaster zu sehen, dem sich Scofield als völlig ebenbürtig erwies.

Leiter der "Royal Shakespeare Company"

Auf Theaterbühnen Großbritanniens und anderer Länder - darunter auch in Moskau - wurde er als Henry V., Hamlet, König Lear und in zahlreichen anderen klassischen Rollen bejubelt. Mehrere Jahre hatte Scofield, der am 21. Jänner 1922 in Hurstpierpoint (Grafschaft Sussex) als Sohn eines Dorfschullehrers geboren wurde, die "Royal Shakespeare Company" geleitet.

Mit 17 Jahren verließ Scofield die Jungenschule in Brighton, wo er in Theaterstücken unter anderem mit Perücke als Mädchen aufgetreten war. Er ging direkt an das Croydon Repertoire Theatre im Süden von London und wurde dort zum Schauspieler ausgebildet.

Zu den oft bewunderten Eigenschaften Scofields, der neben seiner Witwe einen Sohn und eine Tochter hinterlässt, gehörten große Bescheidenheit und ein zurückgezogener Lebensstil. Mehrfach lehnte Scofield es sogar ab, von der Queen geadelt zu werden. Man müsse doch nicht wirklich "Sir", genannt werden, sagte er zur Begründung. "Wenn man unbedingt einen Titel haben will, was ist dann falsch mit Mister?"

Im Jahr 2001 ließ sich der Shakepeare-Star jedoch nach wiederholtem Drängen von Freunden, Kollegen und Vertretern des Königshauses in den renommierten Orden "Companie of Honour" aufnehmen. Er kommt einem Ritterorden gleich, gilt aber mit der Begrenzung auf maximal 65 Mitglieder als besonders exklusiv. (APA/dpa)