Wissenschaft von der Funktion komplexer Systeme
Kybernetik versteht sich allgemein als die Wissenschaft von der Funktion komplexer Systeme, insbesondere der Kommunikation und Steuerung einer Rückkoppelung bzw. eines Regelkreises. So gilt bereits eine durch einen Thermostat gesteuerte Heizung als ein typisches einfaches kybernetisches System.
Die Bandbreite der Kybernetik-Forschung ist groß. Beim Kongress werden in 112 Vorträgen und zwölf Symposien so unterschiedliche Themen behandelt wie ein "Schumpetersches Modell der Energiemärkte" (Universität Bremen) und der Versuch, die Flugverkehrskontrolle verlässlicher zu gestalten (Computer Science Laboratory of Paris). Den Beziehungen und Interaktionen zwischen gesellschaftlicher Mikro-, Meso- und Makroebene widmet sich dagegen Eva Buchinger von der Division Systems Research der Austrian Research Centers (ARC). Und Vertreter der spanischen Universität Jaen präsentieren eine Technik, nonlineare Systeme einzuschätzen.
Forschung
Kybernetik-Pionier Trappl, Professor für medizinische Kybernetik an der Medizinischen Universität Wien und Leiter des Österreichischen Forschungsinstituts für Artificial Intelligence (ÖFAI), beschäftigt sich u.a. mit sogenannten intelligenten Software-Agenten. "Wir versuchen zu erforschen, wie Computer geschriebene oder gesprochene Sprache verstehen, verarbeiten und äußern", so Trappl. Es stelle sich die Frage: "Wie können wir das, was das menschliche Denken ausmacht, im Computer in intelligenten Software-Agenten abbilden?" Insbesondere interessieren die ÖFAI-Forscher, wie man den Programmen Emotion einhauchen könnte.
Ein Beispiel dafür ist eine neue Generation von Computerspiel-Gegnern, die weniger vorhersehbar sind. "Wenn sie eine gewisse Störung aufweisen, sozusagen 'neurotisch' sind, könnte das die Spiele interessanter machen", so Trappl. "In unserer Arbeit haben wir versucht festzustellen, ob synthetische Akteure in Spielen, die von einem 'neurotischen' Persönlichkeitsagenten gesteuert werden, schlechtere Spieler sind als 'normale', 'defensive' oder 'aggressive'. Das überraschende Ergebnis: Neurotische siegen am häufigsten." Ob neurotische Verhaltensweisen auch für Menschen von Vorteil sind, "ist jetzt die Frage".