Taipeh/Peking - Die Insel Taiwan (Formosa) vor der
chinesischen Südküste - von 1590 bis 1661 von Portugiesen, Spaniern
und Niederländern besetzt - musste 1895 von China nach einer
militärischen Niederlage an Japan abgetreten werden. Nach dem Zweiten
Weltkrieg kam sie 1945 als Provinz wieder zu China.
1949 - Nach ihrer Niederlage im Bürgerkrieg gegen die Kommunisten
flüchtet die autoritäre chinesische Nationalregierung unter
Generalissimus Tschiang Kai-schek (Jiang Jieshi) mit
1,5 Millionen Anhängern auf die Insel, auf der 1947
Aufstände überaus blutig niedergeschlagen worden waren
(30.000 Tote).
- Am 1. Oktober 1949 ruft KP-Vorsitzender Mao Tse-tung
(Mao Zedong) in Peking die Volksrepublik China aus, die
von der Sowjetunion und den anderen kommunistischen Staaten
anerkannt wird. Die USA erkennen weiterhin die Republik China
an, deren Hoheitsgebiet sich auf Taiwan und weitere kleine
Inseln beschränkt.
1950 - Peking beansprucht ohne Erfolg den von der
Kuomintang-Regierung gehaltenen Sitz Chinas in der UNO und
den Ständigen Sitz im Weltsicherheitsrat. Im Koreakrieg
(bis 1953) ist Taiwan mit den USA verbündet.
1954 - Nachdem Peking seinen Streitkräften den Befehl erteilt hat,
Taiwan zu "befreien", schließen die USA mit Tschiang
Kai-schek ein Schutzabkommen, ein Jahr später ein
Verteidigungsabkommen.
1958 - Quemoy-Krise: Die kleine Insel Quemoy wird von Truppen der
Volksrepublik beschossen, die VII. US-Flotte alarmiert.
1971 - Die UNO-Generalversammlung spricht mit der Resolution 2758
Peking den chinesischen UNO-Sitz zu. Die Regierung der
Volksrepublik wird damit als alleinige rechtmäßige Regierung
ganz Chinas anerkannt.
1975 - Tschiang Kai-schek stirbt.
1979 - Die USA nehmen unter Präsident Jimmy Carter diplomatische
Beziehungen zur Volksrepublik auf und brechen die Beziehungen
zu Taiwan ab. Washington verpflichtet sich jedoch weiter zu
Waffenlieferungen an Taipeh und garantiert die Sicherheit
der Insel ("Taiwan Relations Act").
1988 - Das Verhältnis zwischen Insel und Festland beginnt
sich zu entspannen - der Handel wird legalisiert, der
Reiseverkehr erleichtert.
1989 - Beginn der Demokratisierung.
1991 - Einführung des Mehrparteiensystems.
1995 - Peking schlägt Gespräche mit Taiwan über Beendigung der
Feindseligkeiten vor. Taiwans Präsident Lee Teng-hui
antwortet positiv.
Juli/August 1995 - Erste chinesische Raketentests vor Taiwans Küste.
1996 - Große Manöver der kommunistischen Volksbefreiungsarmee in der
Straße von Taiwan. Peking droht mit Waffengewalt, sollte
sich die Insel für unabhängig erklären. Die USA entsenden
Flugzeugträger.
Juli 1999 - Lee Teng-hui sagt sich faktisch von der
"Ein-China"-Politik los und erklärt, die Beziehungen hätten
zwischenstaatlichen Charakter. Eine Unabhängigkeitserklärung
Taiwans nennt er überflüssig.
Peking protestiert heftig und gibt bekannt, dass es über die
zum Bau von Neutronenbomben notwendige Technik verfügt.
2000 - Der Oppositionelle Chen Shui-bian wird Präsident Taiwans.
2001 - Chens Demokratische Fortschrittspartei, die für die
Eigenständigkeit Taiwans eintritt, wird stärkste Fraktion
im Parlament.
2002 - Chen schlägt ein Referendum über die Zukunft der Insel vor.
2003 - Das Parlament Taiwans ermöglicht die Abhaltung eines
Referendums über eine Verfassungsänderung. Peking droht
mit harter Reaktion.
2005 - Der chinesische Volkskongress in Peking verabschiedet das
Antisezessionsgesetz, das den Einsatz militärischer Mittel
vorsieht, um die staatsrechtliche Loslösung der Insel zu
unterbinden.
- Der Kuomintang-Vorsitzende und Oppositionschef Lien Chan
reist in die Volksrepublik.
2006 - Chen Shui-bian löst "Wiedervereinigungsrat" auf, Peking
spricht von "Provokation".
2007 - In Abkehr von seiner bisherigen Politik bekennt sich Chen
zur Eigenstaatlichkeit der Insel. (APA)