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Screensot: Archiv
Die Patapons sind kleine, meist schwarz-weiße Augäpfel auf dünnen Beinen. Zwei Dinge bestimmen ihr zweidimensionales Leben: die Musik, ohne die gar nichts geht, und ihr Allmächtiger, weil er den Takt schlägt. Auch wenn sie in den Kampf ziehen, spielt Musik die Hauptrolle. Und Kampf ist längst fällig, weil sie von bösen, schwarz-roten Augäpfeln, den Zigotons, unterdrückt werden. Letztere verstellen ihnen auch den Weg zu einem mystischen Gegenstand, "ES", auf den sie vollständig fixiert sind.

Der Allmächtige

Der Allmächtige seinerseits hat eine PSP, Playstation Portable - Sonys mobile Konsole, mit dem neuen Spiel aus demselben Haus, Patapon (ca. € 40, ohne Altersbeschränkung), in der Hand und versucht, mit Trommelschlägen auf Tastendruck den Takt zu halten. Denn ohne Trommel marschieren die kleinen Augäpfel nicht, sie greifen nicht an, verteidigen sich nicht. Mit dem richtigen Takt, mit je nach geforderten Aktionen unterschiedlichen Tastenkombinationen im 4/4-Takt, legen sie aber los und sind total motiviert. Schafft es der Allmächtige, längere Zeit durchgehend und exakt im Takt zu bleiben, bespringt die Patapons ein Rhythmusfieber, sie beginnen zu singen (was es schwerer macht, den Takt zu halten), und damit werden sie erst richtig gefährlich.

Positive Schwingungen

Dem Allmächtigen kommen, auch wenn er kein Rhythmusgefühl hat, nur positive Schwingungen entgegen: Das Volk spricht ihn als Chef an und muntert ihn immer wieder auf ("Du bist der Größte!"). Und wenn es ihn aus dem Takt schleudert, hat es Aufmunterndes wie "Entspann dich!" oder "Konzentriere dich auf den Trommelschlag!" parat.

Umständliche Rohstoffversorgung

Die Patapons machen sich aber nicht nur mit ihrer sympathischen Art beliebt: Das Spiel setzt sich mit dem einfach gehaltenen, scherenschnittartigen Grafikdesign des französischen Künstlers Rolito weit von der vorherrschenden Fantasielosigkeit im Game-Mainstream ab. Abgesehen vom etwas umständlichen System zur Rohstoffversorgung passen die taktischen Aspekte auch gut ins Konzept. Vor allem gelingt Sony mit dem Titel aber, eine alternative Form der Kommunikation zwischen Spieler und Spielfiguren im Mainstream zu etablieren. Eine PSP als Talking Drum macht einen viel frischeren, innovativeren Eindruck als ein uninspiriertes Jump-'n'-Run-Game wie der letzte PSP-Ableger der Ratchet & Clank-Reihe oder immer neue Auflagen eines Rennspielklassikers wie Wipeout (siehe unten). Im Vergleich zu solchen Spielen fordert Patapon auch eine andere, ganzheitlichere Art der Konzentration: Sich daneben zu unterhalten geht kaum, andere Musik hören sowieso nicht. Es hilft, wenn man mit dem ganzen Körper mitwippt. Vielleicht fördert das Konzept auch ein bisschen das Taktgefühl. Das Spiel in der Hoffnung auf eine Virtuosenkarriere des Nachwuchses anzuschaffen ist aber genauso übertrieben wie der Glauben an eine Ausbildung zum Golfprofi mit dem bewegungsorientierten Spiel der Nintendo Wii.

Angespielt

  • Wipeout Pulse Geschwindigkeit ist in auf der mobilen Konsole: Die langjährige Tradition der Rennen mit rasenden Gleitern auf den futuristischen Strecken hat jetzt auch einen weiteren PSP-Ableger hervorgebracht. Schnell, unkompliziert, gute Multiplayer-Funktion. Wer zu oft aneckt, verliert. Sony, ab 12 Jahren, ca. € 40.

  • FlatOut: Head On Noch eine Rennserie mit neuem PSP-Ableger: Ausweichen ist für Loser, hier geht's ums Abdrängen, Crashen, Zerstören und um möglichste irre Stunts. Fun-Racer nennt man so ein Spiel. O-Ton: "Nichts ist unkaputtbar" und "Sie wurden geschrottet". (Alois Pumhösel/DER STANDARD, Printausgabe vom 22.3.2008)