Chinesische Sicherheitsbehörden haben drei Wochen nach einem vermuteten Attentatsversuch am 7. März auf eine Boeing 757 der Fluggesellschaft China Southern Airlines bestätigt, dass es sich um einen vereitelten Terroranschlag gehandelt hat. Die Passagiermaschine musste auf ihrem Flug von Xinjiangs Hauptstadt Urumqi nach Peking in Lanzhou notlanden, nachdem eine junge Frau überwältigt wurde. Sie hatte präparierte, mit Benzin gefüllte Getränkedosen an Bord geschmuggelt. Nach Angaben eines Polizeisprechers habe die 19-jährige Uighurin Guzalinur Turdi die Tat gestanden.

Fünf Monate vor den Olympischen Spielen ist es der erste versuchte Sabotageakt uighurischer Separatisten, der sich gegen ein Flugzeug richtete. Die Tageszeitung Nanfang Dushibao meldete, dass die "beherzt handelnde Crew" von der staatlichen Flugaufsicht eine Belohnung von 420.000 Yuan erhalten hat. China hat nach dem Vorfall seine Flughafen- und Sicherheitskontrollen so stark verschärft, dass Flugreisende auch bei Inlandsflügen mindestens zwei Stunden vor Abflug zum Flugplatz kommen sollten, um ihre Maschine nicht zu versäumen.

Radikale Islamisten

Peking macht für uighurische Terrortaten vor allem radikale Islamisten der Unabhängigkeitsbewegung Ost-Turkestans (ETIM) verantwortlich. Seit 2002 steht die ETIM auf der internationalen Liste von Terrorgruppen. Im Jänner 2007 stürmten chinesische Truppen ein angeblich von der ETIM unterhaltenes Trainingscamp im Pamirgebiet. Sie erschossen 18 Uighuren, verhafteten 17 Terroristen und beschlagnahmten eine große Menge Waffen.

Die Gefahr aus Xinjiang wird weltweit ernster genommen, nachdem einst unter den fundamentalistischen Taliban in Afghanistan uighurische Islamisten entdeckt wurden. Von den 20 Millionen Muslimen in China leben rund acht bis neun Millionen Uighuren in Xinjiang. Das Wort Xinjiang (die neuen Gebiete) steht für ein riesiges Gebiet in Nordwestchina mit 1,66 Millionen Quadratkilometer, aber nur 20 Millionen Einwohnern. Die Uighuren sind keine ethnischen Chinesen, sondern ein Turkvolk mit eigener Sprache und Geschichte. Nach fünf Jahrzehnten chinesischer Masseneinwanderung und Besiedlung stellen sie statt einst drei Viertel heute weniger als die Hälfte der Bevölkerung. (Johnny Erling aus Peking/DER STANDARD, Printausgabe, 28.3.2008)