Steven Spielberg spielt sein eigenes Boykottspiel. Wie Hans-Gert Pöttering oder Karl Schwarzenberg. Wenige Monate vor Beginn der Olympischen Spiele in Peking kommen sie plötzlich drauf, dass das diktatorische chinesische Regime nicht unterstützt werden darf. Also drohen sie mit einem Boykott der Sommerspiele.

 

Im Laufe des Frühlings werden weitere Moralisten nichts gegen die Geschäfte mit der Volksrepublik haben, aber - und zu Recht - alles gegen Chinas Unterdrückung der Tibeter oder seine Politik in Darfur. Das IOC kommt ihnen als Waffe gerade recht, um die Menschenrechtsverletzungen der Peking-Bande anzuprangern, ersparen sie sich damit doch auch eine Revision der eigenen Positionen und Geschäfte mit China.

Der Protest ist dennoch angebracht, wenn auch scheinheilig. Auch die Kohabitation des Sports mit Diktaturen ist weder neu noch besonders besorgniserregend: Sommerspiele 1936 bei Hitler, Österreichs Skirennfahrer halfen den Tausendjährigen bei den Winterspielen von Garmisch. Die FIFA-WM gastierte 1978 in den Mörderstadien des diktatorischen Argentinien.

Olympismus und Show-Sport befördern seit je die kulturelle und wirtschaftliche Hegemonie des Westens. Die Sport-Ethik dient auch dazu, seine Werte (Wettbewerb, Siegeswahn, Gleichheit, Individualität, Geldgier) zu camouflieren. Europäer brachten ihre Übungen in die Kolonien, die Einheimischen übernahmen sie.

Nicht gerade voll nett, aber diese weltweite Sprache sollte genutzt werden, nicht boykottiert. Indem beispielsweise in Peking alle Nationen sich unter Tibets Flagge vereinen. Und dann her mit dem kleinen Chinesen. (Johann Skocek, DER STANDARD Printausgabe 25.03.2007)