Bild nicht mehr verfügbar.

Vom Islam losgesagt, vom Papst getauft: der Journalist Magdi Allam (55).

Foto: AP/Bruno
Die Fotos von seiner Taufe wird Magdi Allam wohl noch oft herzeigen. Wem wird das Sakrament schon vom Heiligen Vater höchstpersönlich gespendet? Dem 55-jährigen Allam, einem der bekanntesten Journalisten Italiens, wurde diese Gnade in der vergangenen Osternacht im Petersdom zuteil. Erst eine Stunde vor der Auferstehungsmesse hatte der Vatikan Allams Übertritt vom Islam zum Christentum bekanntgegeben.

Die Geheimhaltung kam nicht von ungefähr. Magdi Allam, seine Gattin und sein Sohn leben seit gut fünf Jahren unter Polizeischutz. Der in Kairo geborene Italiener ist einer der schärfsten Kritiker des islamischen Extremismus und als solcher immer wieder mit Morddrohungen konfrontiert. Dank seiner Position als stellvertretender Chefredakteur bei der konservativen italienischen Tageszeitung Corriere della Sera ist dafür gesorgt, dass seine Ansichten ständig ein breites Publikum finden.

Bisher hatte Allam als gemäßigter und toleranter Muslim gegolten. Religiös, aber nicht besonders engagiert, obwohl er - auf Wunsch seiner strenggläubigen Mutter - einmal nach Mekka gepilgert ist. Als junger Mann entschied er sich jedenfalls, nach Italien auszuwandern. Er studierte an der Universität La Sapienza in Rom Soziologie.

In den Jahren nach seinem Abschluss wurde er zum gefragten Islam-Kommentator in verschiedenen Medien des Landes. So attackierte er unter anderem mehrmals islamische Gruppierungen, unterstützte Proteste gegen den Bau neuer Moscheen in Italien und entwickelte komplexe Verschwörungstheorien in Bezug auf den internationalen Terrorismus. Daneben schrieb er Bücher, wie "Bin Laden in Italien", "Dschihad in Italien" oder "Die Furcht besiegen".

Seine Konversion bezeichnet der Journalist als eine "radikale und endgültige Wende" gegenüber seiner Vergangenheit sowie als Absage an den Islam. Er fühle sich befreit "von den Schatten einer Predigt, in der Hass und Intoleranz gegenüber dem ,Anderen' Vorrang haben vor der Liebe und dem Respekt vor dem Nächsten".

Seine oft auch sehr markigen Sprüche bringen ihm aber auch viel Kritik bis hin zu Lügenvorwürfen ein. Er trage mehr zur Radikalisierung bei als zur Annäherung verschiedener Religionen. Außerdem vertritt der Jungchrist in seinem neuen Glauben eher konservative Ansichten. Was sicherlich mit ausschlaggebend dafür war, dass Papst Benedikt XVI. sein Taufvater geworden ist. Das politische Zeichen des Vatikans ist jedenfalls unübersehbar.

Ein Leben ohne Bodyguards wird Magdi Allam wohl aber auch als Christ nicht führen können. Radikale Muslime betrachten den Abfall vom islamischen Glauben als todeswürdiges Verbrechen. (Michael Simoner/DER STANDARD-Printausgabe, 25.3.2008)