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Hillary Clinton fand bei dem besagten Termin am 25. März 1996 auch die Zeit, die achtjährige Emina Bicakcic aus Sarajewo zu begrüßen. Von einer Gefahr durch Heckenschützen ist nichts zu bemerken.

Foto: AP/Doug Mills
Washington - US-Kandidatin Hillary Clinton hat am Dienstag einräumen müssen, in einer Rede falsche Angaben über einen Bosnien-Besuch im Jahr 1996 gemacht zu haben. "Ich habe mich geirrt", gab sie in einem Interview mit der Zeitung "Philadelphia Daily News" zu. Die Senatorin hatte in der vergangenen Woche behauptet, Heckenschützen hätten sie bei ihrer Ankunft in der bosnischen Stadt Tuzla angegriffen. Nun stellte Clinton klar, dass es keinen "wirklichen Beschuss" gegeben habe.

Die New Yorker Seantorin hatte mit einer offensichtlichen Übertreibung über eine angebliche Bedrohung während eines Bosnien-Besuchs vor zwölf Jahren Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit geweckt. Bei einem Wahlkampfauftritt im Rennen um die US-Präsidentschaftskandidatur schilderte Clinton kürzlich, wie sie 1996 bei ihrer Ankunft in Bosnien unter Beschuss von Heckenschützen geraten sei. Ein Video des US-Senders CBS vom Montag legte indes den Schluss nahe, dass sie damit übertrieben hat.

"... rannten geduckt zu unseren Fahrzeugen"

Auf den Bildern ist zu sehen, wie sich die damalige First Lady in Begleitung ihrer Tochter Chelsea sogar Zeit nimmt, die Willkommensgrüße eines kleinen Mädchens entgegenzunehmen. Im Wahlkampf sagte sie hingegen: "Es sollte eigentlich irgendeine Art Begrüßungszeremonie auf dem Flughafen geben. Stattdessen rannten wir geduckt zu unseren Fahrzeugen, um zu unserem Stützpunkt zu gelangen".

CBS zufolge räumten Clinton-Mitarbeiter ein, dass die Ankunft in Bosnien vor zwölf Jahren nicht ganz so dramatisch ablief wie von ihr jüngst geschildert. Der Bosnien-Krieg (1992-1995) war bei Clintons Besuch bereits beendet.

Clinton wollte mit der Schilderung offensichtlich ihre umfassendere außenpolitische Erfahrung betonen. Die Episode könnte sich zu einem Problem für Clinton entwickeln, denn genau mit ihrer Erfahrung versucht die New Yorker Senatorin seit Monaten, im Duell mit Barack Obama zu punkten. Bisher ist das Rennen zwischen den beiden Bewerbern nicht entschieden. Der Senator aus Illinois konnte allerdings bei den Vorwahlen bisher etwas mehr Stimmen der Delegierten auf sich vereinen, die im Sommer den Kandidaten für die eigentliche Präsidentschaftswahl im November küren.

"Für 30 Silberlinge verraten"

Harte Worte kamen auch von einem Clinton-Berater, der den Gouverneur von New Mexico, Bill Richardson, wegen dessen Unterstützung für Obama angriff. James Carville bezeichnete Richardson als Judas und lehnte es anschließend ab, sich dafür zu entschuldigen.

Carville wies im Interview der "New York Times" darauf hin, dass Richardson einst als Energieminister dem Kabinett von Expräsident Bill Clinton angehört habe. Er sprach von einer besonderen Ironie, dass der Gouverneur seine Unterstützung für Obama ausgerechnet in der Karwoche bekanntgegeben habe. Genau so habe Judas Jesus damals für 30 Silberlinge verraten.

In der vergangenen Woche hatte ein Berater Obamas, der ehemalige Luftwaffengeneral Merrill McPeak, Bill Clinton mit Joseph McCarthy verglichen, der Symbolfigur der Kommunistenjagd in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Anlass waren Äußerungen des Expräsidenten, in denen dieser indirekt den Patriotismus Obamas in Zweifel zog.

Die nächste Vorwahl der Demokraten findet erst wieder am 22. April in Pennsylvania statt. Davor wollen Clinton und Obama am 16. April in einer Fernsehdebatte um die Stimmen der Parteimitglieder und Sympathisanten werben. Nach den bisherigen Abstimmungen liegt Obama knapp in Führung. Die Entscheidung fällt vermutlich erst auf dem Nominierungsparteitag im August, wenn auch die von der Partei ernannten "Superdelegierten" zum Zuge kommen. (APA/AP/Reuters)