Madris/Mailand/Stockholm - Die internationale Presse befasst sich am Mittwoch mit der Möglichkeit, dass Frankreich die Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele boykottiert:

  • "ABC" (Madrid):

    "Sport und Politik miteinander zu vermengen, ist für alle ein schlechtes Rezept. Aber es ist auch unmoralisch, die grundlegenden Prinzipien der Ethik zu ignorieren, selbst wenn es um den Sport geht. Dieses heikle Dilemma begleitet die Olympischen Spiele in Peking, die in nur vier Monaten eröffnet werden. Deren Politisierung ist übrigens eines der großen Ziele des Regimes in Peking gewesen, denn dieses will sich der Welt als neue globale Macht zeigen. Mit seiner schwammigen Äußerung, er verschließe sich mit Blick auf einen Boykott keiner Möglichkeit, hat der französische Präsident Nicolas Sarkozy eine Debatte ausgelöst, die angesichts der Lage in Tibet unumgänglich ist."

  • "Corriere della Sera" (Mailand):

    "Die Aussage von Nicolas Sarkozy ('Ich verschließe vor keiner Möglichkeit die Tür') hat dem Gefühl der Machtlosigkeit und der übertriebenen Vorsicht in den westlichen Hauptstädten (...) einen Ruck versetzt. Wäre also auch ein Boykott der Spiele eine Möglichkeit? Es wäre falsch, jetzt schon über endgültige Entscheidungen Frankreichs zu spekulieren.

    Aber immerhin hat der Präsident den Ton verschärft und damit auch innere Streitigkeiten (auch innerhalb seiner Mehrheit) geschlichtet. Bei der Polemik ging es vor allem um die Kritik an einer übertriebenen Realpolitik gegenüber Peking, die im wesentlichen auf dem Umfang der Handelsverbindungen mit China beruht."

  • "Dagens Nyheter" (Stockholm):

    "Ein totaler Boykott der Olympischen Spiele in Peking wäre nicht der richtige Weg. Man würde wohl eher eine Verschärfung der Unterdrückung in China riskieren, wenn die Athleten wegbleiben. Unter chinesischen Normalbürgern würde sich die Frustration wegen der ausgebliebenen Spiele nicht gegen das eigene Regime, sondern gegen die Umwelt richten. (...) Allerdings haben die Unruhen in Tibet die Lage komplizierter gemacht. Demokratische Regierungen können nicht stumm bleiben, wenn Proteste niedergeschlagen werden.

    Interessant klingt die Idee, dass die Sportler wie geplant antreten, Staats- und Regierungschefs aber der Eröffnungsfeier fernbleiben. (...) Das würde die Verantwortung dort platzieren, wo sie hingehört, also bei den Politikern. Spitzensportler sollen das tun, was sie am besten können. Zu der hier akuten Frage müssen gewählte Volksvertreter, Meinungsmacher, Journalisten und entsprechende Organisationen in Aktion treten."

  • (APA/dpa)