Die Möglichkeit eines Boykotts der Eröffnungsfeier will Kouchner auf europäischer Ebene klären. Die 27 Außenminister würden am Freitag bei ihrem informellen Treffen darüber sprechen, sagte er. Einen Boykott der Spiele selbst lehnte Kouchner erneut mit den Worten ab, man solle "nicht tibetanischer sein als der Dalai Lama". Man dürfe die Chinesen nicht gegen sich aufbringen. In einer Internetumfrage der Zeitung "Le Figaro" sprachen sich 64 Prozent für einen Boykott der Eröffnungsfeier aus.
"Gezwungen, wirtschaftliche Interessen zu beachten"
Der Zeitung "Libération" (Mittwoch) sagte Kouchner, als Außenminister könne man nicht so frei handeln und sprechen wie ein Menschenrechtler, wenn man nicht am "nächten Tag zurücktreten" wolle. "Wir sind auch gezwungen, wirtschaftliche Interessen zu beachten, um nicht die Arbeitslosigkeit zu erhöhen." Er sei bereit, den Dalai Lama zu sehen. Die Präsidenten Francois Mitterrand und Jacques Chirac hätten "ihn niemals zu einem offiziellen Besuch empfangen". Mitterrand hatte den Dalai Lama 1993 privat empfangen, sein Nachfolger Chirac hatte ihn mit anderen Nobelpreisträgern 1998 zum Essen eingeladen.