Seoul - In Nordkorea haben tausende Marktfrauen nach Angaben einer Hilfsorganisation eine Demonstration gegen die Regierung des kommunistischen Landes gewagt.

Nach einer Razzia gegen illegale Straßenmärkte hätten mehr als zehntausend Frauen in der Hafenstadt Chongjin von der Regierung gefordert, entweder ihre Tätigkeit zu erlauben oder ausgesetzte Lebensmittelzuteilungen wieder aufzunehmen, berichtete die im verarmten Nachbarland tätige südkoreanische Hilfsorganisation Good Friends am Mittwoch. Demnach fanden die Proteste der Händlerinnen bereits am 4. März statt, sie sollten offenbar verschwiegen werden. In dem kommunistischen Land sind öffentliche Proteste gegen die Staatsführung äußerst selten.

Nach Angaben von Good Friends hat die Staatsführung im vergangenen Herbst die Regeln für die Straßenmärkte verschärft. Demnach dürfen nur noch Frauen älter als 40 Jahre ihre Waren auf den Märkten verkaufen. Den Grund für die Maßnahme sehen Beobachter in der Angst der Regierung, der Straßenhandel könne die kontrollierte Wirtschaftsplanung untergraben.

Aufgrund der sich verschlechternden Versorgung mit Lebensmitteln nimmt die Verbreitung der Straßenmärkte landesweit zu. Laut Good Friends wurden kürzlich die Lebensmittelzuteilungen in der Provinz Süd-Hwanghae ausgesetzt und in der Hauptstadt Pjöngjang gekürzt. (APA)