Wien - Würde man sämtli- che namentlich angeführten Schirmherren, Ehrenpräsidentinnen, Ehrenpräsidenten, Kuratoriumsmitglieder, Fördererinnen und Förderer, Freundinnen und Freunde des Gustav Mahler Jugendorchesters auf das Podium des Großen Musikvereinssaals setzen, wäre diese Formation der Granden aus Wirtschaft und Politik ungefähr gleich stark wie dieses selbst.

Am Dienstag hat die sympathische Mann- und Damenschaft in Wien Station gemacht, dem Zyklus "Meisterinterpreten", innerhalb dessen sie mit Alban Bergs Violinkonzert und Anton Bruckners fünfter Symphonie aufgetreten ist, allerdings nur zur Hälfte entsprochen.

Verwöhnt durch viele Auftritte des Gustav Mahler Jugendorchesters, waren die Erwartungen naturgemäß sehr hoch. Zur Gänze erfüllt wurden sie allerdings mit der Wiedergabe des Violinkonzertes.

Diese wurde vor allem durch den Solisten Leonidas Kavakos geprägt. Der 41-jährige griechische Geiger, der mit Beginn dieser Saison in der Nachfolge von Sir Roger Norrington auch die Leitung der Camerata Salzburg übernommen hat, hat die schmerzliche Grundstimmung des Werkes unsentimental fühlbar gemacht. Darüber hinaus hat er die diskreten folkloristischen Interpolationen im dodekafonischen Gewebe mit größter Souveränität zur Einheit gebunden.

Auch das Orchester hat unter Herbert Blomstedts Leitung vor allem im dynamisch behutsamen Beginn des Konzertes, in dem die von den Violinen intonierten Quinten wie leere Gefäße wirken, aus denen letztlich das Material der Zwölftonreihe erwächst, sehr reaktionsfähig mitgestaltet.

Wer allerdings auf die Idee gekommen ist, ausgerechnet Bruckners Fünfte aufzuführen, der war schlecht beraten. Dieses in den Dimensionen die achte Symphonie vorwegnehmende, in ihrer thematischen Verzahnung und in ihrer Allgegenwart der Polyphonie immens schwierige Werk, stellt selbst an erfahrene Orchester hohe Anforderungen.

Dieses junge Ensemble konnte das Werk selbst unter dem erfahrenen Herbert Blomstedt nicht gültig konturieren. Macht nichts, die Wogen der Begeisterung schwappten zwischen Podium und Publikum hin und her. (Peter Vujica / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.3.2008)