Bis der Trägerverein der Media-Analyse am Donnerstag konkrete Leserzahlen für 2007 präsentierte, dauerte es länger als üblich: Vereinspräsident Wolfgang Bretschko und der Mediaexperte Wolfgang Plasser referierten erst ausführlich, wer Zeitungen und Magazinen, aber auch dem Fernsehen Konkurrenz macht um die Aufmerksamkeit der Menschen.

Denn: Dem Großteil der Zeitungen – mit Ausnahme des STANDARD – weist die Media-Analyse 2007 zahlenmäßig geringere Leserwerte aus als 2006, der "Presse", dem "Kurier", der "Krone", den Oberösterreichischen Nachrichten und der Kärntner Tageszeitung sogar statistisch signifikant weniger Leser. Solche Rückgänge, ob signifikant oder nicht, machen die Branche unruhig und wollen erklärt werden.

Wie auch die – statistisch signifikanten – Verluste vieler Magazine, etwa: "Ganze Woche", "tv-media", "News", "profil", "Format", "Sportwoche", "Woman", "Brigitte", "Universum Magazin". Wie erklären das Bretschko und Plasser? Mit rasant wachsendem Breitbandinternet zum Beispiel, Mobiltelefonie mit Pauschaltarifen. Aber auch mit Gratiszeitungen, die in der Media-Analyse nicht ausgewiesen werden.

Statistisch signifikant ist die Nutzung der Tageszeitungen binnen eines Jahres von 72,7 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher ab 14 Jahren auf nun 70,0 gesunken. Würden "Heute" und "Österreich" eingerechnet, käme man auf insgesamt 74,9 Prozent Nettoreichweite, sagt Plasser. Und damit auf einen neuen Höchstwert an Zeitungslesern. Vereinspräsident Bretschko erinnert zudem (wie zuvor schon im STANDARD), dass Zeitungsinhalte zudem im Internet so intensiv genutzt würden, wie noch nie.

Bretschko hat drei Zukunftswünsche an die Media-Analyse:

  • Online und Print sollten auch mit kombinierten Reichweiten erhoben und ausgewiesen werden.
  • Nutzerstromanalysen sollten darstellen, wohin die Leser verschwunden sind. Bretschko ist Vorstand der Styria, der neben der Kleinen Zeitung auch das Wirtschaftsblatt und Die Presse gehören, der diesmal merklich Leser abhanden kamen.
  • Den Gratiszeitungen, ob täglich oder wöchentlich, sollte sich die Media-Analyse öffnen, sagt Bretschko. Das würde womöglich die Diskussionen mit "Österreich" etwas erleichtern, das einen Gutteil seiner Auflage kostenlos verteilt.

"Österreich" startete im September 2006 und wird seit 1. Juli 2007 offiziell von der Media-Analyse abgefragt. Bis sie Zahlen für neue Zeitungen veröffentlicht, müssen sie aber ein Jahr Mitglied sein, in dem sie sich an die Vereinsbedingungen halten.

Weil dieser Verlag jedoch einen – mit der Tageszeitung verwechselbaren, deutlich dünneren – Werbefolder im Dezember und Jänner verteilte, sollen erste Daten für Österreich nun erst im März 2009 (statt wie geplant im September 2008) veröffentlicht werden. (fid/DER STANDARD, Printausgabe, 28.3.2008)

Reichweiten im Überblick

Tageszeitungen 2007 (2006), Reichweite in Prozent
gesamt 70,0 (72,7)
DER STANDARD 5,0 (4,9)
Die Presse 3,8 (4,3)
Kurier

8,9 (9,7)

Kronen Zeitung 42,2 (43,8)
WirtschaftsBlatt 1,3 (1,5)
Kleine Zeitung (Graz) 7,8 (8,2)
Kleine Zeitung (Kombi) 11,8 (12,2)
Kleine Zeitung (Klagenfurt) 4,0 (4,0)
Neue Kärntner Tageszeitung 0,8 (1,1)
OÖ Nachrichten 5,0 (5,6)
Salzburger Nachrichten 3,6 (3,8)
Neue Zeitung für Tirol 0,8 (1,0)
TT/Tiroler Tageszeitung 4,4 (4,7)
Neue Vorarlberger Tageszeitung 0,8 (0,7)
Vorarlberger Nachrichten 2,8 (3,0)
Krone Kärnten 3,6 (4,2)
TOP Tirol 4,7
TOP Vorarlberg 3,1

Regionalzeitungen, Magazine und Supplements (Auswahl) 2007 (2006), Reichweite in Prozent
tele 31,3 (37,0)
TV-Woche 33,8 (37,3)
NÖN 9,1 (10,3)
NÖ Rundschau 1,2 (1,5)
OÖ Rundschau 8,7 (9,8)
Falter 0,9 (1,1)
News 11,0 (13,7)
profil 5,2 (5,8)
Format 2,3 (3,0)
TV-Media 12,6 (13,5)
E-Media 4,5 (4,9)
Seitenblicke 2,2 (2,4)
Sportwoche 2,1 (2,5)
Freizeit Revue 4,4 (4,5)
Ganze Woche 13,4 (14,3)
Wiener 1,9 (2,1)
Wienerin 4,0 (4,4)
Woman 7,3 (8,2)
Gewinn 4,4 (4,6)
Trend 5,0 (4,6)
ORF Nachlese 5,6 (6,0)

Fernsehen                           2007 (2006), in Prozent
TV gesamt 64,2 (67,2)
ORF gesamt 53,3 (57,7)
Fenstersender gesamt 22,5 (18,9)
ORF 1 34,6 (39,7)
ORF 2 40,8 (44,1)
ATV 12,3 (11,6)
RTL (Hauptsender) 17,6 (18,4)
RTL (Fenstersender) 10,4 (9,2)
Sat.1 (Hauptsender) 17,0 (17,9)
Sat.1 (Fenstersender) 10,9 (9,4)
Pro 7 (Hauptsender) 15,6 (16,4)
Pro 7 (Fenstersender) 10,2 (8,7)
RTL II (Hauptsender) 10,8 (11,2)
RTL II (Fenstersender) 6,2 (5,5)
Kabel 1 (Gesamtsender) 10,7
Kabel 1 (Fenstersender) 6,9
ARD 14,6 (15,7)
ZDF 14,2 (14,9)
Ausland gesamt 49,0 (49,3)

Radio                                  2007 (2006), in Prozent
Radio gesamt 83,0 (83,4)
ORF gesamt 73,0 (73,1)
Privat Inland gesamt 22,7 (22,3)
Sonstige Sender gesamt 4,0 (4,1)
Ö1 9,5 (9,1)
FM4 4,3 (4,0)
Ö3 37,1 (37,0)
RMS TOP 22,2 (21,8)
Kronehit 5,3 (4,8)
Radio Wien 5,6 (5,5)
Radio Niederösterreich 8,0 (7,8)
Radio Burgenland 2,8 (2,7)
Radio Steiermark 6,1 (6,1)
Radio Kärnten 3,2 (3,2)
Radio Oberösterreich 5,7 (5,6)
Radio Salzburg 2,9 (3,0)
Radio Tirol 3,2 (3,3)
Radio Vorarlberg 1,7 (1,7)

Internet, letzte Nutzung 2007 (2006), in Prozent
gestern 40,4 (34,3)
letzte Woche 54,0 (49,7)
letztes Monat 56,6 (51,9)
nicht in den letzten 4 Wochen 43,3 (48,1)
Nutzungszweck in den letzten 4 Wochen
E-Mail 49,7 (46,0) 
Einkaufen, Bestellen von Produkten 25,1 (20,8)
Einkaufen, Bestellen von Dienstleistungen 15,0 (11,8)
Urlaube, Reisen buchen 17,2 (14,3) 
Chatten, Newsgroups, Foren 17,2 (13,3)
Telefonieren über Internet/VoIP (Voice over IP) 6,7 (5,4)
Internet Banking 23,4 (20,8)
Zugriff auf Zeitungs-/ Zeitschrifteninhalte 22,8 (21,8)
Musik hören / herunterladen 18,2 (15,5)
Spiele spielen 14,7 (13,0)
Herunterladen von Software 20,2 (17,5)
Anderes gezieltes Suchen 43,8 (40,1)
Ungezieltes Surfen 21,4 (17,7)

Alle Daten finden Sie auf der Homepage media-analyse.at (derzeit nicht erreichbar).