Medienarbeit für die tibetische Sache: Tsewang Rigzin in einer auf der Video-Plattform YouTube verbreiteten Rede

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Während aus Tibet selbst kaum glaubhafte Bilder und Berichte nach außen dringen, führen Gruppen von Exiltibetern dieser Tage einen erbitterten Kampf um die westliche Medienöffentlichkeit. Vor allem junge Exiltibeter, so scheint es, geben sich mit der pazifistischen Rhetorik des Dalai Lama nicht mehr zufrieden. Für Tsewang Rigzin, Präsident des Tibetan Youth Congress, ist Gewalt trotzdem keine Lösung. Vom indischen Dharamsala aus wirbt er für einen Boykott der Olympischen Spiele, wie er im Gespräch mit derStandard.at erklärt.

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derStandard.at: Es gibt derzeit kaum unabhängige Berichte aus Tibet. Woher beziehen Sie Ihre Informationen?

Rigzin: Wir bekommen unsere Informationen von Verbindungsleuten in Tibet. Und die sind für gewöhnlich sehr gut informiert.

derStandard.at: Sind die jungen Tibeter frustriert über die Gewaltfreiheit, die der Dalai Lama praktiziert?

Rigzin: Die Tibeter sind von der jahrzehntelangen Unterdrückung frustriert, nicht vom Dalai Lama. Was den Menschen in Tibet aber wirklich Sorgen bereitet ist, dass das Wirken des Dalai Lama bis heute keine Lösung ihres Problems gebracht hat. Vor allem die jungen Leute in Tibet werden ungeduldig. Gewalt ist für uns aber keine Option, wir wollen eine friedliche Lösung. Dafür brauchen wir aber die Unterstützung des Westens.

derStandard.at: Was können die westlichen Regierungen zu diesem Zeitpunkt überhaupt tun?

Rigzin: Wir fordern eine internationale Untersuchungsdelegation für Tibet, die westlichen Länder müssen jetzt endlich reagieren. Die Unterdrückung meiner Landsleute wird immer schlimmer, den Menschen fehlt es an Lebensmitteln und Wasser. Erst kürzlich ist, wie ich gehört habe, ein Mönch in einem Kloster an Unterernährung gestorben.

derStandard.at: Warum macht sich der Unmut der jungen Tibeter gerade jetzt Luft? Liegt das nur an den nahenden Olympischen Spielen?

Rigzin: Das Problem besteht ja schon sehr lange, aber es geht jetzt schon um die Olympischen Spiele, weil China ein großes, auch kommerzielles Interesse an ruhigen Spielen hat und alles tut, um unsere Proteste zu unterdrücken. China verdient diese Olympischen Spiele nicht.

derStandard.at: Was würde ein Olympia-Boykott bringen?

Rigzin: Ein Boykott der Spiele würde zumindest bewirken, dass unser Problem im Westen präsenter wird und China seine Politik gegenüber Tibet überdenken müsste.

derStandard.at: Was ist das ultimative Ziel des Tibetan Youth Congress?

Rigzin: Ganz klar die Unabhängigkeit unseres Landes von China.

(flon/derStandard.at, 27.3.2008)