Seoul - Nordkorea hat mehrere Raketen
getestet und damit Experten zufolge seine Verärgerung über die
Politik Südkoreas und der USA ausgedrückt. Ein Sprecher des
südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak sagte am Freitag, als
Teil einer Militärübung habe der Norden mehrere
Kurzstrecken-Raketen abgefeuert. Medienberichten zufolge waren
es drei Geschosse, die im Gelben Meer westlich der koreanischen
Halbinsel niedergegangen seien. Etwa gleichzeitig wurden die USA
in den staatlichen nordkoreanischen Medien für einen Stillstand
bei den Atomgesprächen verantwortlich gemacht. Nordkorea hatte
zudem am Vortag als Reaktion auf Kritik aus dem Süden an der
Atompolitik und den Menschenrechten mehrere Südkoreaner
ausgewiesen.
Die USA kritisierten den Test als "nicht konstruktiv".
Nordkorea sollte die Erprobung weiterer Raketen unterlassen,
sagte Präsidialamtssprecher Gordon Johndroe. Das Land sollte
sich darauf konzentrieren, die koreanische Halbinsel frei von
Atomwaffen zu machen, und das Ende seines Atomprogramms
besiegeln.
Masao Okonogi von der Keio-Universität in Tokio erklärte,
die Raketen sollten als doppelte Botschaft verstanden werden:
Zum einen wolle Nordkorea seinen Ärger über den Druck der US-
Regierung im Atomstreit zum Ausdruck bringen. Daneben sei der
Test an Südkorea gerichtet: "Sie mahnen Seoul, nicht Dinge
rückgängig zu machen, die zwischen Nord und Süd vereinbart
wurden."
Nordkorea verfügt Experten zufolge über mehr als 1000
Raketen, von denen mindestens 800 ganz Südkorea und den größten
Teil von Japan erreichen können. Die Tests finden oft in Zeiten
politischer Spannungen statt. Südkoreas neuer Präsident Lee hat
eine härtere Gangart gegenüber dem abgeschotteten Norden
angekündigt. Zwar sei seine Regierung zu Investitionen in den
Norden bereit. Dazu müsse Nordkorea jedoch sein Atomprogramm
auflösen und die mehr als 1000 Südkoreaner ausreisen lassen, die
entführt wurden oder nach dem Korea-Krieg im Land bleiben
müssten.
Nordkorea hat der Einstellung seines Atomprogramms
zugestimmt und soll dafür Wirtschaftshilfe erhalten. Bis Ende
2007 hätte Nordkorea dafür eine umfassende Erklärung über alle
seine Atomaktivitäten vorlegen sollen. Dies ist nach US-Angaben
aber noch nicht geschehen. Offen sei die Frage der mutmaßlichen
Urananreicherung sowie des Transfers von Atomtechnologie aus
Nordkorea in andere Staaten wie Syrien. Im Jahr 2005 hatten
Nordkorea sowie die USA, Russland, China, Japan und Südkorea
vereinbart, dass Nordkorea sein Atomprogramm aufgibt. Dafür soll
es unter anderem Energielieferungen erhalten. (Reuters)