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Helmut Kraft (49) freut sich auf das Beisammensein mit Rapid in Wien.

Foto: APA/Parigger
Wien – Der Tiroler Helmut Kraft hat das zweifelhafte Vergnügen, doppelt gestresst zu sein. Andererseits könnte er, zum Beispiel in einsamen Stunden, mit sich selbst über den Tabellenletzten Wacker Innsbruck diskutieren. Trainer Kraft schüttet Sportdirektor Kraft das Herzerl aus. Möglicher, innerer Dialog: Trainer: „Kauf mir neue Spieler.“

Sportdirektor: „Nein, kein Geld.“ Trainer: „Dann höre ich auf, ich will nicht absteigen.“ Sportdirektor: „Nein, du bleibst bis zum Saisonende, die Qualität müsste reichen.“ Zur Vorgeschichte: Im Oktober 2007 wurde Lars Söndergaard aufgrund von konsequenter Erfolglosigkeit gefeuert. Der mit der Nafolger-Suche betraute Sportdirektor Kraft führte Gespräche, gefunden hat er sich selbst. Immerhin konnte der Abstand auf den vorletzten Platz reduziert werden. Es waren damals neun Punkte, nun sind es zwei.

Die beiden Krafts haben aber auch gemeinsame Freuden. In besonderen Momenten. Am Samstag führt sie die Reise in eine andere Welt, nach Wien-Hütteldorf, zum Tabellenführer Rapid. Das Hanappi-Stadion ist seit Tagen ausverkauft, Rapid hätte auch 30.000 Karten absetzen können. Einlass erhalten 17.500 Menschen. Kraft, egal welcher, sagt: „Es freut mich, dass uns so viel Leute sehen wollen. Das wird ein Spektakel.“ Um das Kopfschütteln von Einfältigen, die das Fach Ironie geschwänzt haben, zu vermeiden, schiebt er ein „Natürlich-kommen-die-nicht-wegen-uns“ nach. „Rapid ist eben Kult. In diesem Spiel ist kein Platz für Angst und das Abstiegsgespenst, da geht es um die Herausforderung.“

Er gönnt den Kultigen den Meistertitel. „Sie sollen in den fünf verbleibenden Runden zwölf von 15 Punkten machen. Eine Niederlage gegen uns wär nicht schlimm, weil auch Salzburg am Sonntag in Ried nicht gewinnt.“ Das famose 7:0 bei den Bullen hat Kraft gesehen, in Panik hat es ihn nicht versetzt. „Weil es derart optimale Tage im Fußball eigentlich gar nicht gibt. Das 2:0 im Derby war nicht furchterregend.“ Seine Sympathie zu Rapid begründet er so: „Das ist nicht künstlich, das ist der echte österreichische Fußball. Gegen Salzburg haben sie mit neun Einheimischen gespielt. Ein Titel von Rapid wäre ein Zeichen, dass es mit geringeren Mitteln klappt. Wobei auch diese Mittel unsere Möglichkeiten weit übersteigen.“

Die Krafts wissen über die Innsbrucker Probleme Bescheid. Die wirtschaftliche Gesundung sei zwar geglückt, nun müsse der sportliche Heilungsprozess beschleunigt werden. „Man darf nicht vergessen. Wären die Admira und der GAK nicht in Konkurs gegangen, wären wir abgestiegen. Es wurde zu lange der Mantel des Wohlwollens darübergebreitet. Die Spieler haben sich kaum weiterentwickelt. Wir brauchen Männer, keine Buben.“

Kraft wird im St. Hanappi tief verteidigen lassen. Um Lulatsch Stefan Maierhofer zu entschärfen. „Was macht man sonst gegen 2,02 Meter?“ Im Falle einer Niederlage stünde eher der Sportdirektor unter Druck. „Da muss man sich mit dem schlimmsten Szenario befassen.“ Den Trainer würde er damit nicht belästigen. „Der hört im Sommer ohnehin auf.“ (Christian Hackl - DER STANDARD PRINTAUSGABE 29.3. 2008)