Bei angenehmen äußeren Bedingungen fanden sich am Freitag Abend 2.272 Besucher, wie stolz aus dem Platzlautsprecher zu vernehmen war, an der Alszeile im 17. Wiener Gemeindebezirk ein. Und nach anfänglichen Schwierigkeiten beim Befüllen der Arena - die legendäre Friedhofstribüne war nur durch ein einziges Hochsicherheitsdrehkreuz erreichbar, wodurch nie dagewesene Menschen-Schlangen auf Einlass warteten - fand schließlich doch jede Sardine ihren Platz in der Dose. Das Spitzenspiel in der Regionalliga Ost zwischen dem Wiener Sportklub und St. Pölten hatte bereits begonnen ...

Foto: derStandard.at/Hirner

Anfangs wollte keine rechte Stimmung aufkommen, das lag vor allem an der Absenz von beklatschenswerten Höhepunkten. Als Sportklub-Spieler Lipa aber nach fast einer halben Stunde mit einem schönen Heber Frenzl einsetzte und dieser mit einem Volleykracher direkt in die Hände von St. Pölten-Goalie Vollnhofer abschloss, ging erstmals mehr als ein Raunen durch die Zuschauer-Reihen. In der Folge verzeichneten die Gäste zwei brauchbare Chancen unmittelbar hintereinander, versiebten aber jeweils aus kurzer Distanz. Auch auf Seiten der Schwarz-Weißen gab es Ansehnliches aber nichts Zählbares, zumal Kayhan (44.) in aussichtsreicher Position den Ball nicht unter Kontrolle brachte und Pistrol einen Schuss scharf aber zu zentral aufs Ziel antrug...

Foto: derStandard.at/Hirner

0:0 stand es nach 45 Minuten und Sportklub-Trainer Peter Schöttel war noch guter Dinge...

Foto: derStandard.at/Hirner

Die zweite Halbzeit begann wie die erste durchwegs gemütlich. Als in der 62. Minute Sportklub-Stürmer Niefergall (Torjäger Schandl war gesperrt) einen Tick zu spät kam und so eine Chance ausgelassen wurde, ahnte noch niemand, dass wenig später Entscheidendes passieren sollte. In der 64. Minute nämlich tauchte St. Pölten-Spieler Topic plötzlich vor dem Tor auf und verwertete einen Stanglpass eiskalt zur 1:0-Führung.

Foto: derStandard.at/Hirner

Bei den Schwarz-Weißen läuteten die Alarmglocken. St. Pölten war, gestärkt durch das erlösende Tor, einem zweiten Treffer etwas näher, doch weder Liga-Top-Torjäger Sadovic (13 Treffer/hier beim Freistoß) noch einer seiner Kollegen vermochten den sprichwörtlichen Sack zu schließen und so...

Foto: derStandard.at/Hirner

...Schöpften die Sportklub-Anhänger wieder frischen Mut. Mit rhythmisch scheppernden Schlüsseln und unter die Haut gehenden Schlachtgesängen wie "Spoooortcluuuuuuuuuuuuuuuuu-ub" versuchten sie die Ihren noch einmal zu Höchstleistungen anzutreiben. Dann wurde noch tiefer in die Trickkiste gegriffen und nach der Melodie von Dschinghis Khans "Moskau" - nicht ganz frei von Selbstironie - "Sportclub, Sportclub, spielt den Gegner an die Wand, Dornbach ist ein schönes Land, Haha-hahaha!" intoniert...

Foto: derStandard.at/Hirner

Doch das Glück blieb auf Seiten der tüchtigen Gäste, die das Spiel über weite Strecken mehr im Griff hatten, als den Gastgebern lieb war. Die St. Pöltener verstanden es blendend, die Räume für die Schöttel-Elf arg einzuengen, sie wirkten spritziger und behielten in vielen Szenen dank örtlich erzeugtem, personellem Übergewicht die Oberhand. Und als sich langsam aber sicher Frust unter den Sportklub-Spielern breit machte, wäre es beinahe noch zu einer handfesten Auseinandersetzung gekommen...

Foto: derStandard.at/Hirner

Doch unter tatkräftiger Mithilfe des Schiedsrichters wurden die freigewordenen Emotionen schnell wieder unter Kontrolle gebracht. Am Schluss gab es fünf Minuten Nachschlag, noch einmal versuchten die Schwarz-Weißen das Blatt zu wenden, doch mehr als zwei strittige Abseitsentscheidungen gab es nicht zu bewundern. Die erfolgreichen Gäste aus Niederösterreich wurden von ihren paar Anhängern gebührend gefeiert und von den einmal mehr vorbildlichen Sportklubfans mit Applaus, der auf anderen Plätzen durchaus unüblich ist, verabschiedet. Gewissermaßen verabschiedet hat sich aber auch der Sportklub, nämlich aus dem Titelrennen, in dem sich nunmehr die Niederösterreicher allein mit dem FAC-Team-für-Wien befinden. Und Schwarz-Weiß ist für den Rest der Frühjahrssaison praktisch dazu verdammt, sich bei zehn Punkten Rückstand auf die Spitze mit Vienna, Horn, Neusiedl und Rapids Amateuren um die Plätze drei bis fünf zu streiten. (hon)

Foto: derStandard.at/Hirner