Dem unwiderstehlichen Drang,

Kinder ins Krimigeschehen zu verwickeln, konnte Sonntagabend auch der "Tatort" mit Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) nicht widerstehen. Aber immerhin: Die junge Mutter, die in Karenz Kind und Krimi unter einen Hut bringt, das war wenigstens einmal ein originellerer Zugang. Windeln wechseln und daneben Morde aufklären, das hatte mit all den Widerständen, die der Ermittlerin dabei entgegengebracht wurden – etwas sehr Heutiges.

Foto:ORF/NDR/Christine Schröder

Der andere in den Fall

verstrickte Jüngling war schon mehr „Tatort“-Kind, sprich Sinnbild einer verschmockten Vorstellung von Teenager. Anders lässt sich die Idee nicht erklären, einen ca. Fünfzehnjährigen im Jahr 2008 als Gruftie darstellen zu lassen. Auch wenn er ohne Vater aufwachsen muss, um das letzte Eutzerl aus der Amateurpsychologie-Tube auszudrücken. So stellt sich einer die Jugend vor, der sich schon seit sehr langer Zeit emotional von ihr verabschiedet hat.

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Satirisch sanft überzeichnet

und deshalb recht vergnüglich kamen hingegen die verbiesterten Spießer im Schrebergarten herüber, die sich beim Morden zum gemeinsamen Tun hinreißen ließen, sich aber bei der Aufklärung beinhart gegenseitig verrieten.

Foto:ORF/NDR/Christine Schröder

Furtwängler verbreitet aber ganz grundsätzlich Freude.

Mischung aus kühler Sprödheit und leichter Eleganz erinnert an ihre Anfänge als älteste Schwester in der TV-Serie „Die glückliche Familie“. Maria Schell wachte damals als Oberhaupt der Münchner Familie Behringer mit strenger Güte über Furtwängler und ihre beiden kleineren Schwestern. Millionen Müttern war sie dadurch Vorbild, und Furtwänglers intellektuelle Jungmädchenhaftigkeit inspirierte gewiss manchen Teenager. Charlotte Lindholms Mutter (Kathrin Ackermann) war übrigens bei den Behringers die verrückte Freundin Carla. Schön, wenn alles in der Familie bleibt. (prie/DER STANDARD; Printausgabe, 1.4.2008)

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