Den Winter würden sie nicht überleben, hätten Brancheninsider prophezeit, sagt German Bolter, der mit Sohn Stephen und dessen Freundin Katja die (bisher) einzige Rauchfrei-Bar in Bregenz betreibt. Aber: "Wir hatten im Jänner die gleichen Umsätze wie im Sommer", freut sich Bolter "über steten Gästezuwachs unserer Marktnische". Allen Unkenrufen zum Trotz feiert das "Cuenstler" heute, Dienstag, das erste Bestandsjahr. Die Party ist selbstverständlich rauchfrei.

Protest gegen das Rauchverbot gibt es kaum. Bolter: "Ein-, zweimal die Woche geht einer, weil er nicht rauchen darf." Gäste im Cuenstler, das tagsüber Café und gleichzeitig Galerie ist, sind Nichtraucher, "die froh sind, endlich eine rauchfreie Bar zu haben". Vormittags Mütter mit ihren Kindern, aber auch Menschen, die sich das Rauchen gerade erst abgewöhnt haben. "Die suchen Lokale, wo sie nicht in Versuchung kommen." Die Gruppe der rauchenden Stammgäste hat auch kein Problem - sie raucht vor der Tür.

Widerstand der Gastronomie gegen ein generelles Rauchverbot erklärt sich Bolter mit der Nikotinsucht von Wirten und Personal: "Ein Wirt, der selber Kettenraucher ist, fragt seine Gäste doch gar nicht, ob sie ein Rauchverbot wollen."

Ein Drittel für Verbot Das Thema entzweit nicht nur Wirte und Politiker sondern auch die Bewohner Österreichs. Der Großteil ist laut einer Umfrage des Klagenfurter Humaninstituts weiter für eine "humane Praxis" (44 Prozent). Die Zahl derer, die sich ein "radikales Verbot" wünschen (32 Prozent), ist allerdings nicht sehr viel geringer. Auch die Verwirrung ist groß: 24 Prozent gaben bei der Umfrage an, nicht zu wissen, was für eine Regelung sie bevorzugen würden.Sicherer sind sich Herr und Frau Österreicher, wenn es um die Auswirkungen eines generellen Rauchverbotes geht. 52 Prozent der Befragten rechnen bei einer solchen Regelung mit einem negativen Einfluss auf das Gastgewerbe, 21 Prozent schließen dies aus, die restlichen Befragten zeigten sich unentschlossen.

Der "Frust" der Raucher würde, so die Meinung von 42 Prozent die "Lust" der Nichtraucher (33 Prozent) überwiegen. Die Zahl der Qualmer in öffentlichen Räumen werde sich durch ein absolutes Glimmstängelverbot nicht reduzieren, zeigten sich 51 Prozent der Österreicher überzeugt. Mit dem Gegenteil rechnen 29 Prozent. Für die Umfrage wurden zwischen 25. Jänner und 6. Februar in allen Bundesländern 810 Personen befragt. (Jutta Berger/DER STANDARD-Printausgabe, 1.4.2008)