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Ramush Haradinaj als UCK-Kommandant (Bildmitte, links KFOR-General Mike Jackson) ...

Fotos: Reuters/Visar Kryeziu

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... und im Den Haager Gerichtssaal (rechts im Bild, mit seinen Mitangeklagten Lahi Brahimaj und Idriz Balaj.

Foto: AP /Ed Oudenaarden
Die Trommeln können die UÇK-Loblieder, die aus den Häusern rund um den Hauptplatz dröhnen nicht übertönen. Aber um die Tänzer hat sich eine Traube von Menschen versammelt. Ein paar der jungen Männer, die mit ausgebreiteten Armen tanzend den Freispruch von Ramush Haradinaj feiern, haben sein Konterfei auf ihren weißen T-Shirts. Hinter den tanzenden Männern hängt ein Bild Haradinajs an einer Fahnenstange. Ramush Haradinaj ist nicht nur an diesem Mittwoch ein Held hier in Peja, der Hauptstadt seiner Heimatregion Dukagjini. Ramush Haradinaj war schon vor dem Krieg 1999 hier der unumstrittene Führer.

„Das Urteil ist gut, aber nicht vollständig gut“, sagt Halil Beqiraj, „denn einer unserer Krieger ist dort geblieben in Den Haag“. Gemein ist Lahi Brahimaj, Haradinajs früherer Stellvertreter bei der UÇK, den das Haager UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen zu sechs Jahren Haft verurteilte. Ob er glaube, dass Leute gefoltert wurden? „Wenn ja, dann waren sie sicher Spione“, sagt Beqiraj, der selbst bei der UÇK war. Im Übrigen sei vom serbischen Geheimdienst vieles manipuliert worden. Alles was Haradinaj getan habe, sei vollständig gerecht gewesen, glaubt der Mann. „Ich hoffe, er wird Präsident.“

Heute, Donnerstag, soll Ramush – so wird Haradinaj hier von allen genannt – nach Prishtina zurückkommen und dann angeblich auch nach Peja. Viele Leute hier haben für seine Anwaltskosten in einen Fonds bezahlt. So auch Beqiraj. Auf dem Weg von Prishtina nach Peja ist der 39-Jährige auf vielen Plakaten zu sehen. Haradinaj blieb präsent, obwohl er seit einem Jahr in Den Haag im Gefängnis saß. Vor dem Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien ist Haradinaj seit März 2005 angeklagt. Ihm und zwei Mitangeklagten wurde vorgeworfen, Teil einer verbrecherischen Organisation gewesen zu sein, die die Dukagjini-Region im Nordwesten unter ihre Kontrolle bringen wollten. Dazu, so das Tribunal, hätten sie Serben und andere Zivilisten, die nicht mit der UÇK kooperierten, vertrieben und misshandelt. Das Verfahren war eines der schwierigsten des Tribunals. Zeugen wurden nicht nur eingeschüchtert, der Kronzeuge starb durch einen mysteriösen Autounfall.

In einem internen Bericht bezeichnete die Kfor vor einigen Jahren die Gruppe um Haradinaj als die mächtigste kriminelle Organisation im Kosovo, die am Drogen- und Waffenschmuggel sowie am Menschenhandel beteiligt sei. Der jüngste Bericht des deutschen Bundesnachrichtendienstes BND aus dem Jahr 2007 weist die Entwicklungen als verheerend aus, „da die Bevölkerungsmehrheit zwischen stilisierter Heldenverehrung und tiefer Angst gefangen ist“. Im Mittelpunkt steht der als „eloquent, intelligent und skrupellos“ geltende Haradinaj, ohne den trotz seines Rücktritts als Ministerpräsident „im Kosovo nichts läuft“. (Adelheid Wölfl aus Peja/DER STANDARD, Printausgabe, 4.4.2008)