Die Finanzkrise wird mit jedem Tag komplexer: Zum einen fordern Staatschefs, dass Banken ihre faulen Kredite offenlegen, damit die Folgen der in den USA losgetretenen Immobilienkrise endlich eingeschätzt werden können. Zum anderen wird das potenzielle Ende der Krise beinahe täglich nach hinten geschoben.

Zu Jahresbeginn gab es zum ersten Mal die Hoffnung, einen Überblick über die Lage zu bekommen. Seither sind mehrere Milliarden Verluste realisiert, viele Arbeitsplätze verloren und Milliarden an Hilfsgeldern durch den Staat und Notenbanken sowie ausländische Staatsfonds geflossen. Auch das erste Quartal des laufenden Jahres hat bisher keine Anhaltspunkte geliefert, an denen sich Experten auch nur ausmalen könnten, wie es an den Finanzmärkten weitergehen wird.

Klar ist bisher nur, dass nicht abgeschätzt werden kann, in welcher Bankbilanz die nächsten Löcher klaffen. Klar ist mittlerweile auch, dass in den international gewordenen Finanzgeschäften nicht mehr per Knopfdruck erfasst werden kann, wie hoch die möglichen Verluste sein könnten. Und wenn ein Markt wie der für zweitklassige Kreditpapiere zusammenbricht, ist eine Bewertung der Lage schlicht nicht möglich.

Von einer raschen Beruhigung der weltweiten Börsen kann trotz zeitweiliger Entspannung keine Rede sein. Ganz im Gegenteil: Wie die britische Hypothekenbank HBOS gezeigt hat, reichen Gerüchte, um den Unternehmenswert zu ramponieren. Als probates Gegenmittel hat sich die rasche Offenlegung von Problemen erwiesen. Nachdem UBS ihre Verluste am Dienstag auf den Tisch gelegt hatte, setzte die Aktie zu einem Höhenflug an. Aus diesem Grund als Privatanleger jetzt in die Hochschaubahn einzusteigen, könnte mehr als nur Übelkeit verursachen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.4.2008)