Roland M. Kreutzer, Tripple Internet.

Jetzt, nachdem sich die Regierungsparteien noch einmal auf eine Fortführung ihrer Arbeit besinnen, möchte ich auf einen Punkt der vorherigen Diskussion hinweisen, der in mir Frust erzeugt. Da war doch dieses Papier in allen Medien, das für ordentlich Gesprächsstoff gesorgt hat: Ein Mediaplan der Volkspartei für eine eventuell bevorstehende Wahl 2008.

Über das Papier selbst, die Hintergründe und alles andere Politische kann man denken was man will - das möchte ich in diesem Beitrag auch nicht aufwärmen. Spannend fand ich jedoch die Zahlen zum Mediamix, mit denen "WM" sich in Szene setzen wollte. Und die in der Denkweise der Verantwortlichen nicht untypisch sein dürfte.

Knapp 2 Mio. Euro für Inserate in Tageszeitungen, lese ich im "profil". Noch einmal knapp 800.000 Euro gehen in Magazine, 600.000 Euro werden auf Plakate gehängt. 86.000 stehen dann noch für Kinos zur Verfügung. Der geplante Mediamix hat mich als Onliner mehr erschüttert als die ganze Story an sich. Nicht die Höhe - man kennt ja die notwendigen Ausgaben zur Kommunikation - sondern die Wertschätzung des Internets, die aus den Zahlen spricht.

Hallo...? Wir haben 2008!

Wahlen werden im Internet gewonnen. Und das nicht nur in den USA, wo der Wert des Web bei den Geldquellen so deutlich spürbar ist und sich dementsprechend stark bemerkbar macht.

Selbst die MA, die kürzlich ihre Zahlen präsentierte und wahrlich kein Förderverein des Internets ist, zeigt die deutliche Nutzungsverschiebung und die enormen Steigerungen des Web immer wieder ganz plastisch. Hat in Österreich noch niemand bemerkt, dass Menschen heute Mediennutzung über den Internetzugang machen, Zeit im Web verbringen und dementsprechend auch hier angesprochen werden müssen? Und das nicht mit Feigenblättern wie Politikerblogs sondern mit ins Konzept integrierten Kampagnen?

Geld sparen wird man damit zwar nicht, aber die Menschen dort anzusprechen, wo sie offene Augen haben und Zeit verbringen, kann nicht die schlechteste Strategie sein. Auf geänderte Mediennutzung zu reagieren genauso nicht. Und dort Meinung zu vertreten, wo heute Meinung gebildet und multipliziert wird, schon gar nicht. Wenn ich dann Pläne für Kampagnen sehe, in denen die Online-Werbung nicht zumindest auf Augenhöhe mit Plakat und Print bedacht wird, dann habe ich die Medienlandschaft vom vorigen Jahrtausend im Kopf - und die zuständigen Planer wahrscheinlich auch die entsprechende Gesellschaft...

Oder war das alles etwa nur strategische Ablenkung vor der wahren Kommunikationsoffensive, die uns im Web erwartet? (Roland M. Kreutzer/4.4.2008)