Es gibt sie alle: Clubs für Motorräder, Traktoren, Autos und Lkws, Clubs für Oldtimer und Youngtimer, für Amis, Engländer und Franzosen, für Deutsche und auch für Österreicher (Austro Daimler, Gräf und Stift, Steyr Puch). Es gibt Clubs für Fiat 500, Tatra und Käfer, für Rolls-Royce, Ferrari und Bentley. Insgesamt dürfte es um die 200 Clubs in Österreich geben, die sich ausschließlich Fahrzeugen älteren Baujahrs widmen. Und viele Fahrzeuge werden fleißig ausgeführt. Jährlich gibt es an die 250 Veranstaltungen, von gemütlichen Spazierfahrten bis zu spektakulären Bergrennen.
Die Saison hat längst begonnen, erste Veranstaltungen sind bereits abgewickelt: die Rallye 911 in Wien, das Rallye-Seminar in Pottendorf, der Teilemarkt in Traiskirchen, der Oldtimermarkt in Bad Ischl, die Heizhausrallye in Strasshof.
Die nächsten Veranstaltungen sind die Vienna Höhenstraßen Classic und die Wachau-Classic, im Juli steht der Höhepunkt der Saison mit der Ennstal-Classic an.
In den Garagen stehen zum Teil beträchtliche Werte, seltene Sammelstücke, nostalgische Liebhaberstücke und historische Rennfahrzeuge. Schätzungsweise gibt es allein in Österreich 70.000 historische Fahrzeuge, fast 2000 davon sind vor dem Jahr 1950 gebaut worden.
Ältere Herren
Im Prinzip ist ein Oldtimer ja ein älterer Herr, zumindest im Englischen, dort wäre in Bezug auf alte Fahrzeuge von "vintage cars" oder "historic vehicles" die Rede. Bei uns gilt: Ein Oldtimer ist alt. Ein historisches Kraftfahrzeug ist aber nur ein erhaltenswürdiges, nicht zur ständigen Verwendung bestimmtes Kraftfahrzeug, dass entweder Baujahr 1955 oder davor ist oder älter als 25 Jahre und in die vom Verkehrsministerium approbierte "Liste der historischen Kraftfahrzeuge" eingetragen ist. Und Achtung: Ab dem Jahr 2010 gelten nur noch Fahrzeuge als erhaltenswürdig, die zumindest 30 Jahre alt sind.
Bei normalen Oldtimerveranstaltungen sind in der Regel Fahrzeuge bis zum Baujahr 1980 zugelassen, egal ob in eine Liste eingetragen oder nicht. Also auch VW Golf oder Opel Manta. Wer bei einer wirklich exklusiven Veranstaltung wie beispielsweise der Ennstal-Classic teilnehmen will, braucht allerdings ein dementsprechend exklusives Fahrzeug, am besten eines mit Renngeschichte.
Die Ennstal-Classic ist mittlerweile eine ziemlich abgehobene Veranstaltung, bei der es nur noch darum zu gehen scheint, möglichst viele Stars an den Start zu bringen – Stars im Sinne von echten Fahrern, aktiven oder ehemaligen, und Prominenten, die den Sponsoren gute Bilder liefern. Allerdings muss man sagen, dass die Ennstal mittlerweile derart etabliert ist, dass die großen Werke ihre Museen öffnen und ihre schönsten und wertvollsten Schmuckstücke auf die Straße schicken.
>>> Von Classic und Strafpunkten
Gastfahrer am Start
So viele hochwertige Fahrzeuge wie bei der Ennstal-Classic gibt es sonst in Österreich bei keinem Event, und selbstverständlich wird auch der Standard heuer wieder am Start sein, mit dem eingekauften Gastfahrer Helmut A. Gansterer und Peter Allmayer-Beck am heißen Beifahrersitz.
Neben der Ennstal-Classic gibt es eine Vielzahl kleinerer, ruhigerer und gemütlicherer Veranstaltungen, bei denen es vorwiegend um eines geht: um Spaß. Natürlich sind überall auch die ganz Ehrgeizigen am Steuer, denen es nur um den Sieg oder vordere Plätze geht. Und das ist auch gut so. Im Prinzip geht es aber nicht um das Schnellfahren, sondern um das Gleichmäßigfahren. Das kann mitunter recht kompliziert sein, die Profis sind mit allerlei technischen Hilfsmitteln ausgerüstet, um auf Meter und Sekunde genau zu fahren.
Tausende Strafpunkte
Es gibt aber auch Wertungen, in denen es tatsächlich nur um Schnelligkeit geht, dafür ist allerdings eine Lizenz nötig. Wer ein Mittelding aus beidem sucht, dem sei etwa das Aspern Revival in Wien am 17. und 18. Mai empfohlen. Die Veranstaltung findet auf dem ehemaligen Flugfeld Aspern statt, heuer möglicherweise zum letzten Mal, weil das gesamte Gelände verbaut werden soll. Hier wird zwar auch auf Gleichmäßigkeit gefahren, aber man kann das so schnell tun, wie man will. Hauptsache immer gleich schnell. Wer erst langsam in Form kommt und Runde für Runde immer schneller wird, erhält zwar tausende Strafpunkte und verliert, gewinnt dabei aber unglaublich viel Spaß. (Michael Völker, AUTOMOBIL, 04.04.2008)