Widerstand fand in den oberen Reihen der Kirche nicht statt: "kreuz & quer"-Doku: "Grüß Gott und Heil Hitler".

Foto: ORF
Der ORF reicht ein spätes Dokument zum Jahrestag von Hitlers Einmarschs in Österreich am 12. März 1938 nach: In der "kreuz & quer"-Doku "Grüß Gott statt Heil Hitler" erzählen Bettina Schimak und Peter Pawlowsky die unrühmliche Geschichte der österreichischen Kirche im Nationalsozialismus. Ihre Unentschlossenheit, ihr Schweigen zum Schicksal der Juden rührte aus der tiefen Überzeugung, sich dort anzuhängen, wo man die Macht am stärksten glaubte. Obrigkeitsglauben in Richtung Rom ließ sie daran immer wieder zweifeln.

"Selbstverständliche nationale Pflicht"

Nur acht Tage nachdem der österreichische Kardinal Theodor Innitzer Kanzler Kurt Schuschnigg volle Unterstützung der Kirche zusicherte, unterzeichnete er am 18. März 1938 ein Schreiben, in dem er die Rolle der Kirche festlegte: "Am Tage der Volksabstimmung ist es für uns Bischöfe selbstverständliche nationale Pflicht, uns als Deutsche zum Deutschen Reich zu bekennen." In einem Begleitschreiben findet sich auch der Hitler-Gruß. "Innitzer hat sich über den Tisch ziehen lassen", sagt Dokumentarist Pawlowsky zum STANDARD: "Frontaler Widerstand fand von oben nicht statt." Die Bischöfe achteten darauf, nicht anzustreifen, um innerhalb des Kirchenraums zu überleben.

Widerstand von der Basis

Widerstand kam, wenn überhaupt, von der Basis. Der Gersthofer Kaplan Heinrich Maier zum Beispiel leistete mit seiner Gruppe aktive Gegenwehr. Ab 1940 unterhielt Maier Kontakte zum amerikanischen Geheimdienst. Im Oktober 1944 wurde er mit sieben weiteren Widerstandskämpfern zum Tode verurteilt.

Um 23.15 Uhr diskutiert Günter Kaindlstorfer mit dem Kirchenhistoriker Maximilian Liebmann, der Journalistin Hella Pick sowie den Publizisten Ludwig Steiner und Peter Huemer. In "Grüß Gott statt Heil Hitler" beschäftigen sich Schimak und Pawlowsky die Woche darauf mit der katholischen Kirche in den ersten Jahren der Zweiten Republik. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 8.4.2008)