"Unser Kampf für die Demokratie geht weiter", titelte die "Kronen Zeitung" in der Mittwochausgabe, am Tag der Ratifizierung des EU-Reformvertrags. "Übelster Boulevard", urteilte am Abend davor Werner Beninger ("Oberösterreichischen Nachrichten") bei einer Podiumsdiskussion der Initiative Qualitätsjournalismus über die "Verluderung" von Medien.

"Volksverblödung", pflichtete der Vereinsvorsitzende Andreas Koller (Salzburger Nachrichten) Beninger bei. STANDARD-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid sah den bereits überwunden geglaubten Kampagnenjournalismus der Krone "schreckliche Urständ'" feiern.

Beschwerden, die im vollen Haus der Kommunalkredit von vielen gehört wurden, letztlich aber dennoch ins Leere verpufften: Von den gescholtenen Vertretern des Boulevards hatte sich niemand der Diskussion stellen wollen.

Fellnerismus

Die Verluderung sei Resultat der Entwicklung österreichischer Medien, erklärte IQ-Chef Koller. In Zeiten des "Fellnerismus" versuchten Boulevardmedien mehr denn je, auf unseriöse Informationsbedürfnisse einzugehen.

"Menschen, die sich in die Medien drängen", müssten damit rechnen, dass Journalisten persönliche Lebensbereiche überschreiten, warf Beninger ein. Koller stimmte nicht zu: Er halte solches Vorgehen für ebenso "letztklassig".

Föderl-Schmid kritisierte den Wunsch von Chefredakteuren, die APA solle in Zukunft auf weniger ihrer Fotos die Gesichter unkenntlich machen, wie dies zum Schutz der Persönlichkeitsrechte etwa von Opfern und Tätern geschieht. Die STANDARD-Chefredakteurin unterstrich die Forderung, wieder einen Presserat einzurichten.

Hubert Zimmer ("Neue Westfälische") sorgt sich mehr um die aus den Fugen geratende Entwicklung im Internet: "Dicke Dinger" betitelten die Online-Kollegen einen Bericht über preisgekrönte Kürbisse. Innerhalb von 15 Minuten griffen 10.000 zu. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 10.4.2008)